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„Bist du sicher, Martinus?“

Der Vorstand der Frauenhilfe freut sich über die gelungene Veranstaltung. Foto: Nicole Schulte

Münster. Der Vorstand der Frauenhilfe lud am Mittwoch, dem 13. September zu einem Bezirksverbandstreffen mit einer musikalischen Lesung über Katharina von Bora mit Claudia Wulf und Natsumi Sue ein. Superintendent Holger Erdmann hielt die Andacht.

Zu einem Bezirksverbandstreffen hatte der Vorstand der Frauenhilfe des Evangelischen Kirchenkreises Münster in die Festhalle in Everswinkel eingeladen. Vor dem gemütlichen Kaffeetrinken an den wie immer liebevoll geschmückten Tischen, feierte Superintendent Holger Erdmann mit den Anwesenden eine Andacht zu Ps 22, den er beschrieb als „eine Notration. Da, wo uns die Puste ausgeht, wenn Schmerzen überhand nehmen, wir traurig sind oder uns verletzt fühlen“, da brauche es jemanden, der einem heraushelfe. Die Frauenhilfe sei eine Gemeinschaft, die sich um einander und um andere kümmere. Eine Gemeinschaft „wo dafür gebetet wird, wo eine Kerze in der Kirche angezündet wird“, die konkrete Hilfe leiste.

Höhepunkt der Veranstaltung war die musikalische Lesung über Katharina von Bora von Rezitatorin Claudia Wulf und der mehrfach ausgezeichneten Pianistin Natsumi Sue. Um gut 500 Jahre nahm die Erzählerin die versammelten Frauen, und Männer, mit zurück, in die Zeit Martin Luthers. Sie trug vor aus Christine Brückners Buch „Wenn du geredet hättest, Desdemona. Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen“, das eine feministische Perspektive auf gut bekannte Ereignisse bietet. „Herr Käthe“, wie Luther seine Frau gern nannte, hätte sicherlich so manches zu Luthers Tischreden zu sagen gehabt. Sie war die einzige Frau, die an seinen Tischgesprächen mit Studenten, Kollegen und anderen teilnahm. Doch ihre Beiträge wurden aus den Protokollen entfernt. Im Kapitel „Bist Du sicher, Martinus? – Die Tischreden der Katharina Luther, geborene von Bora“, lässt Brückner sie dies nun nachholen. Den Zuhörer:innen wird eine ganz andere Sicht auf den großen Reformator geboten. Die fiktive Katharina, von Wulf zum Leben erweckt, stellt klar, manchmal derb, doch immer geistreich und mit Witz, dass das Zusammenleben mit ihren Mann nicht immer einfach sei, „Und ich wollte, es gäbe nicht nur die Lehren des weisen Predigers Salomo und seine Anweisungen, sondern auch die Anweisungen seiner Frau, nach denen ich mich richten könnte“. Die kurzweilige Lesung wurde durch die Musik wunderbar ergänzt.

Gudrun Schlaphorst, Mitglied des Vorstandsteams, findet besonders wertschätzend, dass Superintendent Holger Erdmann für die Andacht gekommen ist: „Er ist da sehr offen und sehr unterstützend.“ Schlaphorst freute sich, dass so viele Frauen der Einladung gefolgt waren. Sie selber komme aus Olfen, was eine gute dreiviertel Stunde Anfahrt bedeute: „Das ist schon ein Weg. Schön, dass auch Frauen aus den anderen Frauenhilfen kommen, wir uns kennenlernen und austauschen können.“