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2. Frauenmahl: Von Kopf bis Fuß – Aspekte der Körperlichkeit

Mitwirkende beim 2. Frauenmahl (v.l.): Barbara Stoll-Großhans, Doris Ulmke, Dorothea Deppermann, Maike Peyrer, Stephanie Dietrich und Heide Bertram. Foto: privat

Zum zweiten Mal lud die Frauenkonferenz der Evangelischen Kirchenkreise Münster, Steinfurt-Coesfeld-Borken und Tecklenburg alle Frauen, die in einem der Kirchenkreise leben, zu einem dreigängigen, vegetarischen Frauenmahl ins Restaurant „Zum Coesfelder Berg“ ein.

Das Thema des diesjährigen Frauenmahls lautete: „Von Kopf bis Fuß. Aspekte der Körperlichkeit.“

Nach einem alkoholfreien Aperitif und nach jedem Gang stimmte die Musikerin Heide Bertram die Frauen mit Body-Percussion-Übungen auf das Thema ein. Im Anschluss daran folgte jeweils der Beitrag der Referentinnen, über den sich dann während des Essens an den Tischen – ganz im Sinne der Tradition des Frauenmahls – ausgetauscht werden konnte.

Die Theologin Maike Peyrer berichtete über ihre Erfahrungen mit christlichem Yoga. Sie absolviert zur Zeit eine Ausbildung zur Yogalehrerin für christliches Yoga und ist durch ihr Bedürfnis nach einer leibsensibleren Theologie darauf aufmerksam geworden. Maike Peyrer schilderte eindrucksvoll, wie Loslassen können, sich geborgen fühlen, in Einheit mit Yogaübungen ihr eine ganz andere Gottesbeziehung ermöglicht. So entsteht z.B. bei Herzöffnungsübungen, bei denen einem ein Bibelvers zugesprochen wird, auf der Yogamatte eine ganz andere Wahrnehmung, als in einer Kirchenbank. Im Sommer hat Peyrer ihre Ausbildung beendet und möchte dann christliches Yoga auch in unseren Kirchenkreisen anbieten.

Vor dem zweiten Gang stellte die Moderatorin des Abends, Pfarrerin Barbara Stoll-Großhans, Stephanie Dietrich vor. Sie ist Pferdewirtschaftsmeisterin und musste nach einem Arbeitsunfall, bei dem sie sich die Hand schwer verletzte, ihr Leben völlig neu gestalten. Nach zwei Jahren mit Klinikaufenthalten, Therapien und einem extrem eingeschränkten Leben unter Schmerzmitteln aufgrund einer neurologischen Erkrankung, die aus dem Arbeitsunfall resultiert, entschloss sie sich zu einer Oberarmamputation in der Hoffnung, danach wieder selbstbestimmt und ohne Schmerzmittel leben zu können. Dies ist ihr gelungen. Sehr eindrücklich und an manchen Stellen auch mit einer ordentlichen Prise Humor erzählte Stephanie Dietrich von ihrem Leidensweg und wie sehr es ihr geholfen hat, von jungen Jahren an immer selbstbestimmt ihren eigenen Weg gegangen zu sein und das zu tun, was sich für sie richtig anfühlte. Mittlerweile arbeitet Stephanie Dietrich in einem Unternehmen für Arbeitssicherheit und ist auch dank ihrer Robotik-Handprothese, die sie mit einem Augenzwinkern liebevoll Schnappi nennt, nicht mehr auf fremde Hilfe angewiesen.

Vor dem Dessert berichtete Dorothea Deppermann, Landtagsabgeordnete der Grünen für Münster, Havixbeck und Nottuln, über die Wahrnehmung und Beurteilung von Politikerinnen in der Öffentlichkeit. Sie erzählte, dass immer noch viele Frauen in von Männern dominierten Gremien nicht ernst- oder wahrgenommen werden. Als Folge daraus passen sich einige Politikerinnen durch Rhetorik und Auftreten den Männern an, anstatt authentisch zu bleiben. Auch über Fluch und Segen von social media wurde gesprochen. Einerseits ein gutes Medium, um politische Inhalte zu verbreiten, kurze Statements zu übermitteln und gleichzeitig ist sich Dorothea Deppermann, als Mutter zweier Kinder bewusst, dass jeder öffentliche Auftritt auch bedeutet, sofort in den sozialen Medien präsent zu sein und deshalb darauf zu achten, die Kinder davor zu schützen. Deppermann berichtete auch davon, dass sie lernen musste, sich abzugrenzen, nicht zu vergleichen und sich auch Freizeit zuzugestehen, um Kraft zu tanken und den Blick für vielfältige Lösungsansätze und Ideen freizubekommen. Das ist etwas, in dem sich viele der anwesenden ehrenamtlichen Frauen wiedererkannten.

Drei beeindruckende Frauen mit ihren unterschiedlichen Lebensgeschichten, die dazu beitrugen, dass der Abend, organisiert von Doris Ulmke, der Sprecherin der Frauenkonferenz im Gestaltungsraum 1, Körper und Seele bereicherte und die Gespräche auch nach dem Essen, Segen und Segenslied noch nicht verstummten.

Für den 15. November 2024 ist ein weiteres Frauenmahl geplant.

Nicole Schlögelhofer