In der evangelischen Mirjam-Kita in Ascheberg wird das Thema Nachhaltigkeit auf vielfältige Weise gelebt
Ascheberg. Spielgeräte auf dem Außengelände der evangelischen Mirjam-Kindertageseinrichtung in Ascheberg sind aus alten Holz-Paletten gefertigt, ein ausgedientes Heizungsthermostat wurde in eine Spieleküche für Kinder verbaut und auch das Sofa besitzt unter seinem neuen Stoffbezug eine andere Vergangenheit. – Seit August 2021 besteht die evangelische Mirjam-Kindertageseinrichtung in Ascheberg. Bei der Gestaltung der Innen- und Außenräume sowie im Kita-Alltag wird ein Schwerpunkt auf das Thema Nachhaltigkeit gelegt.
Ein verantwortungsvoller Umgang mit den Ressourcen des Planeten ist Thomas Dudzik, Leiter der Mirjam-Kita, wichtig. Möglichst nachhaltig und umweltschonend wolle er nicht nur persönlich leben, sondern diese Haltung auch in die Konzeption der Kita einbringen. Mit dem Bezug des neuen Kita-Gebäudes im vergangenen Jahr kann Dudzik und sein Team das Anliegen, eine möglichst nachhaltige Kita zu schaffen und zu leben, immer mehr verwirklichen. Bereits bei der Planung und Gestaltung der Innenräume wurde großer Wert gelegt auf die Beschaffung von weitestgehend Spielzeug aus Holz und Naturmaterialien. Mitarbeiterin Jessica Fellenberg entdeckte im Corona-Lockdown das Arbeiten mit Holz für sich. Sie fertigte kurzerhand eigenhändig eine kleine Spielzeugküche aus Holz für Kinder an, die nun in einem Gruppenraum der Kita steht und die Kinder zum Spiel einlädt. Fellenberg verarbeitete mit viel Liebe zum Detail nicht mehr benötigtes Holz und ausgediente Küchengeräte. So besitzt etwa der Spielzeugherd Schalter von einem ehemals echten Herd. Alte Schubladen verwandelte Fellenberg in Puppenhäuser. Das Prinzip „Upcycling“ erhielt so auf originelle und einzigartige Arten Einzug in die Kita-Räume. Auch das Sofa stammt nicht aus einem Katalog, sondern aus einem benachbarten Haushalt, in dem es nicht mehr benötigt wurde. „Wir konnten es gebrauchen, warum dann wegschmeißen?“ kommentiert Dudzik. Gegen die ausgesessene Sofa-Oberfläche half ein neuer Stoffbezug.
Das Modell „Upcycling“ erlebt mit einem wachsenden Bewusstsein für die globale Klimakrise in den letzten Jahren einen Boom: Statt ausgetragene Kleidungsstücke, aussortierte Möbel oder auch defekte Haushaltsgegenstände wegzuwerfen, werden diese „ausgeschlachtet“ und auf oft originelle Weise restauriert, zusammengetischlert oder umgenäht. Aus Alt wird Neu und durch die Wiederverwertung der Materialien die Ressourcen geschont.
Die Mirjam-Kita in Ascheberg macht vor, wie sich Upcycling auch bei der Gestaltung des Außengeländes umsetzen lässt: Das Kita-Team plante im Rahmen eines Konzeptionstages selbst, welches Spielgerät an welche Stelle des Geländes kommen sollte, und setzte diesen Plan zu Teilen auch eigenhändig um: Bei einem Teamtag fertigten die Mitarbeitenden aus alten Holzpaletten eine Sitzbank und ein Spielgerät für die Kinder. Im Zuge einer Elternaktion entstand ein Tippi. Ein Umwelt- und Nachhaltigkeitsbewusstsein bestimmt auch den Kita-Alltag. Anstelle von Plastiktüten wird die Schmutzwäsche der Kinder in Stofftaschen gesammelt, die problemlos gewaschen und wiederverwertet werden können. Zudem tauscht die Kita regelmäßig Kinderspielzeug mit anderen Kindertageseinrichtungen im Umkreis aus. So muss nicht an allen Standorten dasselbe angeschafft werden und zugleich kann den Kindern Abwechslung geboten werden. Gemeinsam mit den Kindern wird im Alltag der Mirjam-Kita die Mülltrennung geübt oder das Hochbeet gegossen. Es gehe darum, die Kleinen auf selbstverständliche Art an einen verantwortungsvollen Umgang mit Umwelt und Natur heranzuführen, berichtet Dudzik. Der engagierte Kita-Leiter ist Mitglied einer einrichtungsübergreifenden Nachhaltigkeits-AG im Evangelischen Kirchenkreis Münster.
Die evangelische Mirjam-Kita wurde 2019 mit wachsendem Bedarf an Kita-Plätzen in Ascheberg gegründet. Die Betreuung der Kinder erfolgte über zwei Jahre hinweg in Provisorien: Zunächst in Containern, dann in den Räumlichkeiten einer ehemaligen Tagespflege für Senioren. Im August 2021 konnte der Neubau bezogen werden und damit das Betreuungsangebot auf vier Gruppen erweitert werden. Das Kitagebäude steht auf dem Grundstück der Mirjam-Kirchengemeinde, das durch Erbbaupacht einem Investor überlassen worden war, der die Kita errichtete. Dass eine evangelische Kirchengemeinde eine neue Einrichtung übernimmt, sei heutzutage eine Besonderheit, bemerkt Sabine Busch, Geschäftsführerin des Trägerverbunds der Kindertageseinrichtungen im Evangelischen Kirchenkreis Münster. Zur Neugründung einer Kita hatte in Ascheberg beigetragen, dass just die evangelische Kirchengemeinde über ein adäquates Grundstück verfügte und die Stadt enormen Bedarf an Betreuungsangeboten für Kinder hatte. So konnten weitere Kita-Plätze für Familien mit Kindern in Ascheberg geschaffen werden und durch die unmittelbare Nähe zur evangelische Mirjam-Kirchengemeinde kann in der Mirjam-Kita neben dem Schwerpunkt auf dem Thema Nachhaltigkeit auch ein religionspädagogisches Konzept aktiv gelebt werden. Die Kita-Kinder sind regelmäßig zu Gast in Kirche und Gemeindehaus, was Pfarrerin Angelika Ludwig sehr schätzt: „Eine Kirche ohne Kinder ist keine lebendige Kirche.“ Auch Stefanie Tomberge, zuständig für die Fachberatung der Kitas im Evangelischen Kirchenkreis Münster, hebt die Nachbarschaft von Kirche und Kita hervor: „Optimalere Bedingungen für eine evangelische Kindertageseinrichtung kann es nicht geben.“
Seit Sommer 2021 bietet die evangelische Mirjam-Kita 20 Plätze für Kinder im Alter von 0-3 Jahren und 45 Plätze für Kinder von 3-6 Jahren, verteilt auf insgesamt vier Gruppen. Dabei verfolgt die Kita weder ein sogenanntes „offenes“ noch ein „geschlossenes“ Konzept. Vertreten wird vielmehr eine offene Haltung mit Orientierung an den Bedürfnissen der Kinder, die sich – aus Platzgründen abgesehen von den Essenszeiten – innerhalb der Kita frei von Gruppe zu Gruppe bewegen können.