Münster. Die Hoffnung, die von der christlichen Osterbotschaft in Zeiten der Angst angesichts von Krieg, Flucht und Zerstörung ausgehen kann, wurde von den Kirchengemeinden des Evangelischen Kirchenkreises Münster in vielfältigen Gottesdienstformaten zum Ausdruck gebracht.
„Mir fällt es in diesem Jahr schwerer als sonst, in den Osterjubel einzustimmen.“, bekennt Superintendent Holger Erdmann gleich zu Beginn seiner Predigt im traditionellen Kantatengottesdienst am Ostermontag in der Apostelkirche. Der Predigttext aus Jona 2 passe zur aktuellen Zeit: „Was Jona im Bauch des Fisches an Dunkelheit, Angst und Ungewissheit erlebt und im Gebet artikuliert, ist wie eine sprachliche Folie für das, was wir erleben: im Blick auf den Krieg in der Ukraine in diesen Tagen, im Blick auf Flucht und Zerstörung, aber auch im Blick auf die Pandemie, an diesem Osterfest 2022.“ Inmitten von Jonas Gebet fänden sich allerdings zwei Wörter, in denen der Umschwung hin zum Leben liege: Es sei das „Aber du“, mit dem der betende Jona ausdrückt, „dass Gott genau in diese Stelle, die Stelle der großen Menschenangst vor dem Tod, hineingeht und eine Veränderung herbeiführt.“ Die christliche Tradition habe hier schon immer die Verbindung zu Tod und Auferstehung Jesu gesehen. „Wo unsere Angst groß ist und uns das Wasser bis an den Hals steht, da sollen wir uns an dieses ‚Aber du‘ klammern. Dieses ‚Aber du‘, hinter dem für uns als Christinnen und Christen steht, dass Gott diesen Jesus nicht im Tod gelassen hat und deshalb auch uns nicht in Tod und Ängsten lassen wird. Dass er uns zu Ostern verspricht, dass er uns durch den Tod hindurch das neue Leben schenkt. Dass Angst und Not und Sorge nicht das letzte Wort haben dürfen, sondern dass Er das Leben aus dem Verderben herausführt, wie es Jona bekennen und bejubeln kann. Aber du! Das große Osterbekenntnis, an dem alle Hoffnung hängt.“ Besungen wurde der Osterjubel im Gottesdienst mit der Kantate „Die Ostergeschichte“ von Brunckhorst (1670–1725). Es wirkten der Kammerchor und das Kammerorchester an der Apostelkirche mit den Solistinnen Jenny Haecker (Sopran) und Dagmar Linde (Alt) sowie den Solisten Niels Giebelhausen (Tenor) und Martin Wistinghausen (Bass).
Auch Pfarrer Martin Mustroph stellte im Ostergottesdienst in der Jakobuskirche der Angst und dem Entsetzen angesichts von Krieg und Terror die Hoffnung der christlichen Osterbotschaft entgegen. „Wir singen unser Osterlied mit gedämpfter Stimme, aber es wird nicht verstummen. Denn gerade unseren angekratzten Seelen gilt die befreiende Botschaft: das Leben ist stärker als der Tod. Mit Christinnen und Christen in Ost und West sind wir in dem Glauben verbunden, dass Hass und Krieg nach Gottes Willen nicht sein dürfen und dass Versöhnung möglich ist.“
Im Familiengottesdienst an Ostersonntag in der Apostelkirche fragte Pfarrer Dr. Christoph Nooke in Bezug auf den biblischen Bericht vom Fund des leeren Grabes Jesu: „Ist Ostern unglaublich?“ Das Bild des leeren Grabes bleibe unbegreiflich und unglaublich, doch Ostern stehe nicht allein in seiner Unverständlichkeit und Unglaublichkeit. Österliche Spuren fänden sich bereits in der Verkündigung Jesu. „Wie die drei Frauen, die sich aufmachen vom leeren Grab zurück an den Anfang der Geschichte, auf den Spuren ihrer Begegnungen mit Jesus,“ sei es auch an uns, uns von Ostern aus aufzumachen, um Jesu Spuren im eigenen Leben zu entdecken.
Pfarrerin Christine Jürgens schritt im Familiengottesdienst in der Lukaskirche unter den Stichworten „Trauer – Schock – Für immer – Weiterleben“ Gedanken zum biblisch berichteten Fund des leeren Grabes ab. Trauer müsse Raum haben und Ausdrucksformen finden. Die christliche Osterbotschaft aber verdeutliche: „Der Tod ist mitten im Leben. Umringt von Lebensfreude.“ Ostern sei ein Protest gegen den Tod. Poetisch endete Jürgens: „Das Leben siegt im Ganzen, nicht im Großen. Im Zarten, nicht im Starken. Dass Gott dies will und kann und tut: das feiern wir an Ostern.“