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Von Ängsten, Sorgen, Hoffnung und Zuversicht – inklusiver Online- Gottesdienst in der Erlöserkirche

Münster. Kameras und Mikrofone statt vollbesetzter Kirchenstühle – der traditionelle inklusive Gottesdienst in der der evangelischen Erlöserkirche an der Friedrichstraße in Münster konnte auch in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie wieder ausschließlich als Livestream ausgestrahlt werden. Rund 770 Zuschauer folgten der Liveübertragung. Gestaltet wurde der Gottesdienst unter Mitwirkung des religiösen Gesprächskreises von Pfarrer Reinhard Witt, der evangelischen Familienbildungsstätte, dem Westfalenfleiß-Gospelchor sowie den Solisten Leo Michalke und Christian Przybyl.

Der inklusive Gottesdienst ist ein Gottesdienst von und für Menschen mit Behinderungen. Seit 2001 bereitet der Gesprächskreis „Gott und die Welt”, der seit 1998 in der Ev. Familienbildungsstätte in Münster existiert, dieses Gottesdienstformat vor. Insgesamt waren es schon 24 inklusive Gottesdienste, davon zwei als Stream. Der Gesprächskreis ist ein Kreis von Menschen mit überwiegend geistigen Behinderungen. Geleitet wird der Kreis von Pfarrer Reinhard Witt und Jeannette Thier, Dozentin der evangelischen Familienbildungsstätte. Witt erzählt: „Der Name ist Programm. Hier reden wir zusammen über alles, was uns beschäftigt. Eben über ‚Gott und die Welt‘“. Die Gedanken der teilnehmenden Personen flossen in die Formulierung von Texten, die im Gottesdienst gelesen wurden, ein. Der Krieg in der Ukraine und die anhaltende Pandemie waren die beherrschenden Themen des Gottesdienstes.

Doch bis es hieß `Kamera ab´ gab es im Vorfeld viel zu tun. Die Technik checken, die Kameras in die richtige Position bringen, Lieder einsingen, nochmaliges Üben der Texte, letzte Absprachen…

Kurz vor 15 Uhr wurde dann gezählt: „5, 4, 3, 2, 1, ab!“  Dank der eingespielten Teams des Gospelchors und des Gesprächskreises sowie der professionellen Unterstützung durch die Bild- und Tontechniker, Thomas und Heike Stender, war pünktlich auf die Minute um 15 Uhr alles startklar. Pfarrer Reinhard Witt begrüßte die Menschen „wo auch immer Sie uns zusehen“ und bedankte sich bei allen an der Durchführung des Gottesdienstes beteiligten Akteuren.

Im Wechsel sang der Chor, trugen die Mitglieder des Gesprächskreises Texte vor und spielten die Solisten – Leo Michalke am Cello und Christian Przybyl am Klavier –  instrumentale Stücke. Ängste, Sorgen, Hoffnung und Zuversicht bestimmten den Inhalt der Beiträge. „Ich habe Angst, dass sich der Krieg in der Ukraine ausweitet“, „Wir möchten uns wieder ohne Masken und Abstand mit unseren Freunden treffen“, „Wir hoffen, dass bald alles wieder normal ist“, „Wir brauchen Träume und Hoffnung“, „Gott gibt mir Kraft und Mut“, „Wir hoffen, dass bald alles wieder normal ist“ – solche und ähnliche Sätze waren von der Kanzel zu hören. Das alles wurde untermalt von Liedern und Songs des Chores, die Optimismus und Glauben an die Zukunft verbreiteten. Als schließlich am Ende die Solisten das `Halleluja´ von Leonard Cohen erklingen ließen, kam ein Gänsehautfeeling auf.

Dann hieß es wieder: „Kamera aus!“ Nach einer Dreiviertelstunde voller Konzentration fiel die Anspannung ab. Alle Protagonisten waren sich einig, dass wieder alles wunderbar geklappt und Spaß bereitet hat. Aber alle freuen sich auch schon auf den nächsten Live-Gottesdienst. Da herrsche dann doch eine ganz andere Atmosphäre von Nähe und Zusammengehörigkeit. bha

Einen Mitschnitt des Gottesdienstes können Sie sich ansehen unter https://youtu.be/MglXAG7TfdE