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Drei Glocken mehr für die Christuskirche – Warendorfer wollen ihr Geläut erweitern und dabei die Gemeinde festigen

Pfarrer Cornelius Bury (l.) und Pfarrer Herwig Behring (r.) stellen mit den drei Bronzeglocken, die im kommenden Jahr ihren Platz im Kirchturm finden sollen. Foto: Ulrike von Brevern

Warendorf. Drei Bronzeglocken mit den eingegossenen Aufschriften „Leiturgia“, „Martyria“ und „Diakonia“ stehen seit Jahren im Kirchgarten der Warendorfer Christuskirche. Sie erinnern an die ehemalige Jakobuskirche in Westkirchen, die bis zu ihrem Rückbau vor zehn Jahren zu den Predigtstätten der Gemeinde gehörte. Der Glockensachverständige der Evangelischen Kirche von Westfalen hatte damals empfohlen, sie aufzuheben. Im Jubiläumsjahr zum 125. Geburtstag der Christuskirche bemühen sich die Warendorfer nun darum, die drei Glocken, die übrigens ihren 60. Geburtstag feiern, im verbliebenen Kirchturm wieder zum Klingen zu bringen. Das soll allerdings kein reines Bauprojekt werden. Ziel ist, das Zugehörigkeitsgefühl wachsen zu lassen.

„Ich glaube, das Projekt ist einzigartig in unserer evangelischen Kirche von Westfalen“, hält Pfarrer Herwig Behring im Pressegespräch fest. Die drei Bronzeglocken sollen ihren Platz im Turm der Christuskirche finden, dabei die vorhandenen Stahlglocken aber nicht ersetzten, sondern ergänzen und damit ganz neue Möglichkeiten schaffen. Die Stahlglocken klingen zwar schön, aber auch laut. Deshalb erklingt ein Geläut von der Christuskirche seltener als üblich. Nach dem Gottesdienst etwa schweigen die Glocken, um Gespräche der Gottesdienstbesucher vor der Kirchentür zu ermöglichen. Die kleineren Bronzeglocken hingegen könnten mit ihrem leiseren und weicheren Klang den Austausch festlich untermalen. Auch kirchenjahrspezifisches Läuten oder ein differenziertes Tagesgeläut könnten sich die Verantwortlichen vorstellen. „Glocken, das ist ein Kulturgut des Abendlandes. Sie gehören ganz elementar zu Kirchen und sind ein Instrument, dass Kirche in die Gesellschaft trägt“, erläutert Pfarrer Behring.

Kosten von insgesamt 75.000 Euro sind derzeit für das Projekt veranschlagt. Dafür wird unter anderem der Glockenstuhl nach oben erweitert, um die zusätzlichen Glocken aufnehmen zu können. Allerdings gibt es auch Synergien, mit Arbeiten, die ohnehin anstehen. Die Elektrik für das Läutwerk muss dringend erneuert werden. Pfarrer Behring deutet auf den Schaltkasten, der noch aus dem Jahr 1958 stammt. Die automatische Steuerung, die in den 70er Jahren dazukam, wurde vor zehn Jahren gegen ein identisches Modell aus der Jakobuskirche ausgetauscht, das allerdings inzwischen auch nicht mehr zuverlässig arbeitet. Die Glockenstube, deren Wände durch eindringende Feuchtigkeit betroffen sind, wird durch die Sanierung ebenfalls profitieren.

Das Presbyterium hat es sich nicht leicht gemacht, das Projekt final anzustoßen. Vorbereitungen laufen bereits seit einem Jahr, inzwischen sind sämtliche Genehmigungen von Denkmalbehörde bis Statik erfolgreich eingeholt. Die Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland (KiBa) hat eine Förderung zugesagt und auch der Förderverein der Christuskirche will sich beteiligen. Damit sind rund 45.000 Euro bereits gegenfinanziert. Dennoch ließ sich das Gremium bis zu seiner letzten Sitzung der Wahlperiode Zeit für das Go. Erst da lag ein Angebot auf dem Tisch, das die Finanzierungslücke auf 30.000 Euro schrumpfen lies.

Das sei mit gemeinsamen Anstrengungen machbar, so zeigen sich Pfarrer Behring und sein Amtskollege Cornelius Bury überzeugt. Und genau diese seien auch notwendig für das zweite Ziel des Projektes: „Wir wollen alle mitnehmen“, betont Pfarrer Behring. „Das Geld ist nur ein Vehikel für das zentrale Ziel, zu zeigen: Wir brauchen euch.“ Nach einem Spendenbrief als Auftakt zu Ostern sind zahlreiche weitere Aktionen in Planung. Patenschaften könnten dazu gehören oder auch Glockenturmführungen. „Wir wollen besonders auch die Kinder das miterleben lassen“, so Pfarrer Bury.

Dabei soll keinesfalls Hektik aufkommen. Es ist genügend Zeit, um Gefühle wachsen zu lassen, denn innerhalb des Jubiläumsjahres ist das Projekt ohnehin nicht abzuschließen. Da machen schon praktische Erwägungen des beteiligten Spezialunternehmens einen Strich durch die Rechnung. „Ostern 2025, das ist unsere Ziellinie“, so Behring. „Es wäre schön, wenn die Glocken dann das wieder machen könnten, wofür sie gegossen wurden.“ Ulrike von Brevern