Münster. Am Sonntag, dem 18. Juni feierten rund 300 Menschen unter freiem Himmel und bei strahlendem Sonnenschein an der Apostel-Kirche in Münster ein fröhliches, familiäres Tauffest mit 16 Täuflingen aus 13 Familien.
Bunte Ballons zeigen an, wo die Täuflinge, ihre Familien und Freund*innen ihre Picknickdecken ausbreiten können. Manche schmücken ihren Platz mit frischen Sommerblumen. Fast alle haben Kühlboxen und Verpflegungspakete dabei. Vorne rechts auf der Wiese schillern zarte Seifenblasen in der Luft. Für weitere Verpflegung ist gesorgt: Eiskalte Getränke gibt es neben dem Haupteingang der Kirche, Kaffee und Kuchen auf dem Weg zum Kindergartenspielplatz. Saeid Samar, Geflüchtetenreferent des Kirchenkreises, hat mit seinem Team Falafel-Sandwiches vorbereitet. Und bei Temperaturen über 30 Grad darf natürlich eines nicht fehlen, der Eiswagen.
Geplant haben das Fest die Pfarrer*innen Dr. Moritz Gräper, Auferstehungs-Kirchengemeinde und Geschäftsführer des Jugend- und Bildungswerkes des Kirchenkreises, Christine Jürgens, Lukas-Kirchengemeinde, und Dr. Christoph T. Nooke, Apostel-Kirchengemeinde. In der Durchführung wurden sie von ihren Kolleg*innen Superintendent Holger Erdmann, Kolja Königer und Kerstin Schütz unterstützt. Die Evangelische Kirche in Deutschland hatte unter dem Hashtag #deinetaufe dazu aufgerufen, rund um den Johannestag Taufe neu zu entdecken, Tauffeste und Tauferinnerungen zu feiern und daran zu erinnern: „Du bist geliebt!“
Pfarrerin Christine Jürgens erklärt, „Das Motto ist die Jahreslosung ‚Du bist Gott & siehst mich‘. Uns ist es wichtig, die Menschen spüren zu lassen, egal, ob auf den Picknickdecken oder kurz Dazugekommene, dass Gott uns genau dort sieht. Mit der Gelassenheit und mit der Vorfreude, mit der wir da sind. Und dass Gott uns trägt und dass wir gemeint sind.“
Kurz vor 11 Uhr ist der Bereich vor der Apostelkirche gut gefüllt. Die Band, bestehend aus Popkantor Hans-Werner Scharnowski und seinen Freunden Katharina Hüsch, Jan Primke und Janik Hüsch, sorgt für Stimmung. Immer wieder bleiben Passanten eine Weile stehen. Manche bleiben. „Wenn Du noch Platz auf deiner Picknickdecke hast, dann lad´ jemanden ein, der noch steht, sich dazuzusetzen“, wirbt Jürgens dafür, näher zusammenzurücken, damit alle Platz finden.
Pfarrer Moritz Gräper erzählt die Geschichte von Jesus und den Kindern aus dem Markusevangelium: „Einmal wollten die Eltern die Kinder zu Jesus bringen. Und die Kinder waren total quirlig. Vielleicht so, wie ihr heute. Die Jünger dachten, ‚Ne, die könnten Jesus nerven. Das machen wir nicht‘. Aber Jesus sagte: ‚Lasst die Kinder zu mir kommen!‘“ Jürgens und Nooke berichten weiter, wie Jesus getauft wird. Dass seine Freunde einen wichtigen Auftrag von ihm bekommen, in die Welt zu gehen und Frieden, Gerechtigkeit und Liebe zu verkündigen, und dass Jesus verspricht: ‚Ich bin bei dir bis an das Ende der Welt‘.
„Gott ist da. Ihr wollt, wir können – also lasst uns taufen“, leitet Jürgens zur nächsten Phase über. Die Pfarrer*innen gehen mit den Taufschalen in die Menge. Direkt am Platz, im Kreise ihrer Lieben werden die Kinder getauft. In manchen Familien sogar mehrere Kinder. Linas und Gretas Familie gefällt vor allem das Ungezwungene an diesem Tauffest richtig gut, Liliths Großmutter die Atmosphäre, „Dadurch, dass es draußen ist, ist es was Besonderes“.
Einige Kinder sind alt genug, um selber zu entscheiden, sich taufen zu lassen. Dr. Dorothee Wiewrodt, Presbyterin aus der Lukas-Kirchengemeinde, ist das wichtig. Sie ist mit ihrer Familie da. Ihre Tochter Luisa, neun Jahre alt, ist noch nicht getauft. Wiewrodt möchte, dass sie selber entscheidet, ob und wie sie getauft wird. Bei ihrem älteren Bruder haben sie es ebenso gehalten, „Luisa will sich erstmal alles ansehen. Sie hat noch nicht verraten, ob das die richtige Form ist“.
Nach dem Gottesdienst sitzt Moritz Gräper mit der Familie eines weiteren Täuflings auf der Picknickdecke. „Bei dieser Familie habe ich heute das zweite Kind getauft“, freut er sich, „das sind Freunde von uns und das ist schön, dass das so nah ist. Die Atmosphäre, die Taufen – das ist sehr lebendig und lebensweltnah. So wie man als Familie lebt, so wird auch gefeiert“. Von der Bühne aus betrachtet, schildert er weiter, sei es ein wunderschönes Bild gewesen, die Familien zusammen zu sehen. Auch Christoph Nooke ist begeistert von der entspannten Atmosphäre. Superintendent Holger Erdmann, der die Schwestern Lina und Greta getauft hat, fühlt sich vor allem von der lockeren und freundlichen Stimmung des Tauffestes angesprochen: „Weil es gut zu dem passt, was wir den Menschen von Gott sagen wollen“. „Ich hab´ dich lieb, du bist mein Kind“, hatte Gräper die Menschen im Anschluss an die Taufen an Gottes Zuspruch erinnert.
Gegen 15 Uhr klang das schöne Fest aus. Vielleicht gibt es ja bald eine Zweitauflage?