Münster. 2023 jährt sich der Westfälische Frieden zum 375. Mal. Die Stadt Münster und viele weitere Akteurinnen und Akteure aus der Stadtgesellschaft haben anlässlich dieses Jubiläums gemeinsam ein umfangreiches und vielfältiges Jahresprogramm auf die Beine gestellt und am heutigen Montag (20. März) offiziell im Rathaus vorgestellt.
Das Jubiläumsjahr „375 Jahre Westfälischer Frieden“ ist ein Projekt für die gesamte Stadtgesellschaft – alle Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, mitzumachen. Nachdenklich, begegnungs- und dialogorientiert hat das Friedensjahr auch aktuelle Konflikte mit im Blick. Die Schwerpunkte des Programms liegen zwischen dem 12. Mai, in unmittelbarer Nähe zum historischen Datum des Spanisch-Niederländischen Friedens, und dem 24. Oktober, an dem der eigentliche Westfälische Frieden unterzeichnet wurde. Insgesamt umfasst das Programm rund 300 Veranstaltungen, die von 50 verschiedenen Akteurinnen und Akteuren – darunter sowohl Institutionen als auch Privatpersonen – an 41 unterschiedlichen Orten im gesamten Stadtgebiet umgesetzt werden.
„Der Westfälische Frieden ist identitätsstiftend für Münster. Die Beschäftigung mit dem Thema hat in Münster eine lange Tradition, die nicht nur zurückblickt, sondern immer wieder den aktuellen Kontext sucht. Das spiegelt sich gerade auch in der lebendigen Vielfalt unseres Jubiläumsprogramms, das ganz münstertypisch von den Menschen in der Stadt gestaltet und durch ihre wertvollen und kreativen Ideen erst möglich wird. Dabei schauen sie aus den unterschiedlichsten Perspektiven nicht nur auf Münster, sondern gerade angesichts der aktuellen politischen Situation auf die ganze Welt hinaus“, erklärt Oberbürgermeister Markus Lewe.
Höhepunkte im Mai, September und Oktober
Am 12. Mai beginnt die Kernzeit des Jubiläumsjahres mit einer Demonstration von Schülerinnen und Schülern aus Münster für den Frieden. Rund 6000 junge Menschen haben ihre Teilnahme zugesagt. Bereits Anfang des Jahres gab es verschiedenste Projekttage an den Schulen, die Friedensarbeit und -bewegungen auf künstlerische und wissenschaftliche Art und Weise erlebbar machten. Bei der vom Theater im Pumpenhaus organisierten „Friedensbewegung“ laufen die Teilnehmenden in einem Sternmarsch von den Schulen bis zum Prinzipalmarkt. Nach der Aktion wird das Thema Frieden im Innenstadtraum präsent bleiben und durch Begegnungen sowie auditive und visuelle Höhepunkte erlebbar sein. Ebenfalls zum Auftakt des Friedensjahres findet am 15. Mai, am historischen Tag der Ratifizierung des Friedens von Münster, ein Tag der deutsch-niederländischen Begegnungen im Rathaus statt.
Einen zweiten Höhepunkt erreicht das Jahr im September, wenn die Deutsche Stiftung Denkmalschutz gemeinsam mit der Stadt Münster die bundesweite Eröffnung des Tages des offenen Denkmals® in Münster veranstaltet. Denn der Westfälische Frieden hat nicht nur die DNA der Stadt Münster, sondern auch ihre Denkmallandschaft geprägt. Die Besucherinnen und Besucher erwartet dann ein umfangreiches Programm auf dem Lambertikirchplatz und dem Prinzipalmarkt. Zudem werden zahlreiche Denkmäler im Stadtgebiet geöffnet sein, für die fachkundige Führungen angeboten werden.
Seinen Abschluss findet das Jubiläumsjahr am 24. Oktober, dem historischen Datum des westfälischen Friedensschlusses: Nach der traditionellen ökumenischen Friedensvesper, die in Münster bereits seit 1993 an diesem Datum stattfindet, laden die Städte Münster und Osnabrück in enger Kooperation mit der IHK Nord Westfalen, der Stiftung Westfalen-Initiative, dem Exzellenzcluster Religion und Politik der WWU zum Westphalian Peace Expert Forum ins Theater Münster ein. In der mit internationalen Expertinnen und Experten aus dem globalen Norden und Süden hochkarätig besetzten Veranstaltung wird es um die Frage gehen, wie wir Kriege beenden und Frieden bewahren können.
Vielfältiges Jahresprogramm in den Bereichen Kultur, Wissenschaft und Tourismus
Neben den Aktionen an diesen Eckdaten richten Akteurinnen und Akteure aus den unterschiedlichsten Bereichen der Stadtgesellschaft zahlreiche weitere Veranstaltungen im Rahmen des Jubiläumsjahres aus: So reicht beispielsweise das Kulturprogramm vom Westfälischen Friedensballett (bodytalk) über neuartige und partizipative Theaterformate des Theaters Titanick und des Wolfgang Borchert Theaters bis hin zu Dialogen und Diskussionen mit Blick auf aktuelle Konflikte. Das Theater Münster widmet dem Jubiläumsjahr seinen Programmschwerpunkt und hat in der Spielzeit 2023/24 acht herausgehobene Produktionen der Sparten Musiktheater, Schauspiel, Tanz, Junges Theater und Konzert rund um den Westfälischen Frieden im Programm.
Bereits Tradition hat die Veranstaltungsreihe „Münster 1648: Dialoge zum Frieden“, die der gleichnamige Arbeitskreis jährlich in Münster ausrichtet. Der Arbeitskreis ist Teil der Allianz für Wissenschaft Münster, dem Zusammenschluss der Hochschulen und der Stadt. Im Friedensjahr liegt der Schwerpunkt der Reihe auf dem Thema Denkmäler. Zwischen dem 31. August und dem 7. September – im Vorfeld des Tages des offenen Denkmals – finden eine Tagung zu Kriegerdenkmälern, eine Schüler-Akademie, eine Schulaktionswoche und das im Rahmen der Veranstaltungsreihe wiederkehrende Treffen der Religionsgemeinschaften statt.
Auch die Universität Münster ist eng in das Friedensjahr eingebunden: Der Exzellenzcluster „Religion und Politik“ beleuchtet mit Kooperationspartnern die Frage, wie sich nach Jahrzehnten des Kriegs eigentlich Frieden bewahren lässt, etwa an einem Gesprächsabend „Wie sicher ist der Frieden?“ am 22. Juni im LWL-Museum für Kunst und Kultur. Ende September ist das Stadtweinhaus dann Veranstaltungsort für eine internationale wissenschaftliche Tagung zum Thema „Den Frieden gewonnen? Städte nach 1648 im Vergleich“. An der Ausrichtung ist auch das Stadtarchiv Münster beteiligt. In die Tagung ist die Verleihung des Historiker*innenpreises der Stadt Münster eingebunden, den die Stadt anlässlich des Jubiläums in diesem Jahr wieder vergibt. Zur 330-Jahr-Feier des Westfälischen Friedens hatte die Stadt den bisher acht Mal verliehenen Preis 1978 ins Leben gerufen. Als neunte Preisträgerin erhält am 27. September die deutsche Historikerin Prof. Ute Daniel die Auszeichnung.
Wer im Jubiläumsjahr einen Städtetrip oder einen Kurzurlaub in die Region plant, kann sich auf besondere Angebote freuen – viele davon in Zusammenarbeit mit dem Münsterland e.V. und dem Tourismusverband Osnabrücker Land. So werden beispielsweise geführte Radtouren und Wanderungen auf der Friedensroute von Münster nach Osnabrück und Stadtrundgänge mit Bezug zum Westfälischen Frieden angeboten. Auch darüber hinaus sind verbindende Aktionen zwischen Münster und Osnabrück geplant. So sind Schülerinnen und Schüler aus Osnabrück zur Friedensbewegung nach Münster eingeladen, sowie münstersche Schüler und Schülerinnen zum Gegenbesuch beim Steckenpferdreiten in Osnabrück. Auch ein gemeinsames Konzert der Sinfonieorchester der beiden Städte ist geplant. Zu verschiedenen Anlässen werden Delegationen aus der einen Stadt die jeweils andere besuchen.
Digitaler Veranstaltungskalender
Über die genannten Programmpunkte hinaus wird es zahlreiche weitere Veranstaltungen geben. Eine Übersicht über das gesamte Jahresprogramm ist online auf der Internetseite des Jubiläumsjahres www.stadt-muenster.de/frieden zu finden. Hier haben Interessierte auch die Möglichkeit, eigene Aktionen für das Friedensjahr anzumelden und in den Veranstaltungskalender eintragen zu lassen. Da sich das Programm über das Jahr hinweg immer weiterentwickelt, ist der aktuelle Stand über die Internetseite jederzeit abrufbar. (SMS)