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Pilgertour zum Welthirntumortag 2022

Pilgerbegleiterin Dr. Heike Plaß führte zum Thema “Ich sende einen Engel vor dir her…” durch die Münsterländer Baumberge. Foto: UKM.

Pilgerbegleiterin Dr. Heike Plaß führte Betroffene und Angehörige durch die Münsterländer Baumberge

„Gut zu wissen, dass ich nicht alleine unterwegs bin. Zu hören, du machst etwas ähnliches durch wie ich, wir haben die gleiche Erkrankung, das hilft. Damit wirst Du mir hier heute zu meinem Engel“, wendet sich die Teilnehmerin lachend an ihre Gesprächspartnerin, die sie gerade erst kennengelernt hat. Beim Pilgern kommt man miteinander ins Gespräch, macht sich gemeinsam auf den Weg. Da gerät vieles in Bewegung. Nicht nur die Füße auf dem Waldboden.

Im Jahr 2000 wurde der erste Welthirntumortag ins Leben gerufen, seitdem findet der Aktionstag jährlich am 8. Juni statt. Ziel des Tages ist, das Thema in der Öffentlichkeit breiter zu streuen, um die Patientenversorgung zu verbessern und die Forschung an Hirntumoren zu fördern. Dr. Dorothee Wiewrodt, Leiterin des Schwerpunktes Psychoonkologie an der Klinik für Neurochirurgie des Universitätsklinikum Münster, und ihr Team hörten von einer Angehörigen, wie gut es ihr nach dem Tod ihres Mannes getan habe, auf einer Trauerpilgertour begleitet zu werden. So entstand die Idee, beim diesjährigen Aktionstag zu pilgern. 40 Menschen und zwei Hunde kamen trotz des regnerischen Wetters zusammen und pilgerten begleitet von Dr. Heike Plaß, zertifizierte Pilgerbegleiterin und Referentin für Erwachsenenbildung im Evangelischen Kirchenkreis Münster, auf einem 8km langen Rundweg zum Thema „Ich sende einen Engel vor Dir her…“ durch den Wald.

Walk & Talk – füreinander Zeit nehmen, gemeinsam die Natur erleben und miteinander ins Gespräch kommen

„Aktivität“, so Trainer Ralf Brandt, „wirkt sich positiv auf die Lebensqualität aus.“. Wandern oder Radfahren zählt bei vielen aus der Gruppe zu den Freizeitaktivitäten. Pilgern zu gehen, ist für die meisten eine ganz neue Erfahrung. An der Bruder-Klaus-Kapelle bekommt die Gruppe ihren ersten Impuls von Dr. Heike Plaß: „Wir sind heute keine Wandergruppe, wir sind eine Pilgergruppe. Wir sind auch spirituell miteinander auf dem Weg, wir gehen durch Gottes freie Natur und lassen uns vom Thema Engel leiten. Bruder Klaus“, erklärt sie, „galt als Vermittler, als eine Art Friedensbotschafter und zudem als Begleiter für die Menschen, die ihn aufsuchten in seiner Einsiedelei in der Schweiz. Wegbereiter sind wichtig für uns alle. ‚Ich werde einen Engel schicken, der dir vorausgeht. Er soll dich auf dem Weg schützen…‘. Wir wünschen uns oft so einen Wegbereiter und vielleicht hat der eine oder die andere bereits einen solchen Engel neben und bei sich gehabt. Geht zu zweit und tauscht euch mit jemandem aus, den ihr noch nicht kennt, ob ihr bereits einen Engel in eurem Leben als Begleitung hattet.”. Beim nächsten Halt bekommt die Gruppe kurz die Gelegenheit, etwas von dem Besprochenen ins Plenum zu geben. Das Statement eines Teilnehmers spricht vielen aus dem Herzen: „Meine Familie ist mein Engel; diese bescheuerte Krankheit kann ich nicht greifen, wie oft habe ich schon gesagt, ich hätte mir lieber den Arm gebrochen. Und wenn ich das durchmache, dann ist es so wichtig, meine Familie an meiner Seite zu haben.“

Und so geht es mit verschiedenen Impulsen weiter durch die Baumberge. Nach gut zwei Dritteln des Weges trifft die Pilgergruppe auf Saeid Samar, Synodalbeauftragter für Geflüchtetenarbeit im Ev. Kirchenkreis Münster, der ein köstliches, vegetarisches Picknick in einer Wanderhütte am Weg vorbereitet hat, damit alle gut gestärkt bis ans Ziel kommen. Mit neuer Kraft macht sich die Gruppe nach einer kurzen Verschnaufpause wieder auf den Weg.

Nach 2,5 Stunden, dem leckerem Picknick und intensivem Austausch kommen alle wohlbehalten und positiv gestimmt am Ausgangspunkt an und sind sich einig „Es sind die Menschen in meinem Leben, die mir als Engel begegnen, und mir mit ihrer Liebe und Unterstützung durch das Schwere helfen. Und dafür bin ich dankbar!“ Nicole Schulte