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Den Wiederaufbau von allen Seiten betrachtet – Studienfahrt der Evangelischen Männerarbeit Westfalen ins Ahrtal

Warfen einen Blick hinter die Kulissen des Wiederaufbaus im Ahrtal: die Teilnehmer an der Studienfahrt der Evangelischen Männerarbeit Westfalen. Foto: privat

„Wir sind tief beeindruckt von dem, was die Menschen hier seit der Flut schon geschafft haben“, so lautet das Fazit der Teilnehmer an der 2. Studienfahrt der Evangelischen Männerarbeit Westfalen, die am 3. und 4. Juni stattfand und die Gruppe nach Ahrweiler, Mayschoß und Rech führte.

Hans-Georg Klohn und Jürgen Haas vom Bezirksvorstand der Männerarbeit Südwestfalen hatten die Reise vorbereitet, Pfarrer Karl H. Köster, Seelsorger im Universitätsklinikum Münster und seit Sommer 2021 kontinuierlich als Helfer im Ahrtal unterwegs, übernahm die Rolle des Referenten. Er konnte durch seine Kontakte persönliche Begegnungen mit Betroffenen sowie mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Kommunalpolitik ermöglichen.

„Wir wollen einen Blick hinter die Kulissen werfen“, so Karl H. Köster, „denn was bereits geschafft wurde, ist augenfällig – doch die Herausforderungen, vor denen die Betroffenen immer noch stehen, sind oft erst auf den zweiten Blick erkennbar.“

Im Mittelpunkt des Programms standen daher Stadtführungen, die unter dem Motto „Ahrweiler persönlich“ von Betroffenen begleitet wurden. Tiefbewegt hörten die Gäste deren Berichte aus der Flutnacht, von den Herausforderungen des Wiederaufbaus und den körperlichen und psychischen Folgen. Deutlich wurde, wie schwer es die Menschen hatten und immer noch haben, wie herausfordernd und kräftezehrend es ist, den Alltag zu gestalten und zu bestehen.

Ein Besuch des Treffpunktes „ZuvAhrsicht“ in Ahrweiler machte deutlich, wie wichtig ein Angebot ist, das den Menschen die Möglichkeit zum Austausch gibt und gemeinsames Tun ermöglicht. Dass dieser Treffpunkt zeitnah weichen muss, um einer Grünanlage Platz zu machen, während die Standortsuche noch ungelöst ist, sorgte für erhebliche Irritation bei den Teilnehmern. Marion Morassi und Wolfgang Huste, beide seit Jahren für Die Linke kommunalpolitisch aktiv, sorgten beim abendlichen Tischgespräch für wertvolle Hintergrundinformationen.

Am zweiten Studientag stand das Ahrtal im Fokus und führte die Gruppe nach Mayschoß, wo exemplarisch zu sehen war, wie intensiv u.a. am Wiederaufbau der Bahnstrecke gearbeitet wird, und wie zahlreich die Baustellen insgesamt am Lauf der Ahr noch sind.

Nicht zum ersten Mal empfing Tom Hostert, Bürgermeister von Rech, die Männerarbeit zum Abschluss im kleinen Weindorf und berichtete mit klaren Worten von dem, was bereits geschafft wurde, wie auch von den unzähligen Herausforderungen, die noch auf die 560 Bürgerinnen und Bürger der kleinen Gemeinde warten. Insbesondere die oft hohen bürokratischen Hürden, sowie die Komplexität von Antrags- und Genehmigungsverfahren koste alle Beteiligten viel Kraft. Hostert berichtete von der bevorstehenden Entscheidung über die neue Ahrbrücke, von der Dorfentwicklung und neuen Wegen der Energieversorgung. „Besuche wie diese sind für uns wichtig, weil sie uns das Gefühl geben, nicht vergessen zu werden und wir ehrliche Anteilnahme erfahren“, so Hosterts dankbare Bemerkung zum Abschluss. Nicht nur beeindruckt, sondern vor allem tiefbewegt verließ die Reisegruppe das Ahrtal – eine dritte Studienfahrt für 2026 ist bereits geplant. Karl H. Köster