In Goma herrscht neue Gewalt. Der Konflikt droht zu eskalieren. Die Rebellengruppe M23 hat die Kontrolle über Teile der Großstadt im Osten der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo) übernommen. Nach Angaben von Mitarbeitenden der Diakonie Katastrophenhilfe haben die Kämpfe in der Stadt wieder zugenommen. Die Lage gilt derzeit als unübersichtlich.
„Es ist ein neuer Höhepunkt der Gewalt, die seit Jahren hingenommen und weitgehend ignoriert wird“, sagt Martin Keßler, Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe. Er befürchtet, dass dieser langjährige Konflikt jetzt vor einer „unheilvollen Eskalation“ steht. Im Januar waren laut UN-Angaben mehr als 400.000 Menschen im Osten der DR Kongo vor den Kämpfen geflohen. Viele Vertriebene hatten nahe Goma Schutz gesucht, wo sie der Konflikt nun eingeholt hat. Allein im vergangenen Jahr seien drei Millionen Menschen vertrieben worden.
Mit dem Einmarsch der Rebellen in Goma sei völlig unklar, ob humanitäre Hilfe im nötigen Umfang und unter sicheren Bedingungen geleistet werden könne, hieß es weiter. Goma ist Sitz vieler Hilfsorganisationen, die in entlegenen Regionen der vom Konflikt gebeutelten Provinzen Nord-Kivu und Süd-Kivu arbeiten. „Uns erreichen Berichte über Menschen, die in Goma beim Versuch, die Stadt zu verlassen, getötet worden sind. Die Kriegshandlungen müssen so schnell wie möglich eingestellt werden“, betont Keßler.
Die Diakonie Katastrophenhilfe bittet um Spenden für die Menschen an: Diakonie Katastrophenhilfe, Berlin
Evangelische Bank (IBAN: DE68 5206 0410 0000 5025 02 / BIC: GENODEF1EK1) – Stichwort: Nothilfe DR Kongo
Auch VEM-Kirche von Auseinandersetzungen betroffen
Die humanitäre Lage ist weiterhin katastrophal, da viele der mehreren hunderttausend Vertriebenen in den letzten Tagen aus den umliegenden Gebieten nach Goma (Foto: VEM/Pere Celeste) geflohen sind, wie auch die Vereinte Evangelische Mission (VEM) in Wuppertal erklärte. Von den kriegerischen Auseinandersetzungen betroffen sei ebenso die Baptistenkirche „Communauté Baptiste au Centre de l’Afrique“ (CBCA) mit Sitz in Goma. Die Kirche ist VEM-Mitglied und leistet seit Jahren humanitäre Hilfe für mehr als eine halbe Million Binnenvertriebene in Ost-Kivu. Mehr Informationen dazu finden sich hier.
Der westfälische Pfarrer Jean-Gottfried Mutombo, der aus dem Kongo stammt und für das landeskirchliche oikos-Institut arbeitet, befürchtet, dass sich die Lage verschlechtern wird. „Auf der einen Seite haben die Rebellen mit Unterstützung Ruandas angekündigt, ihre Offensive im ganzen Land fortzusetzen, um Präsident Tshisekedi und seine Regierung zu stürzen. Andere befürchten jedoch, dass im Falle von Verhandlungen das bereits besetzte Gebiet nicht mehr zurückgegeben wird“, sagt er. In Kinshasa würden Botschaften der Länder geplündert, die beschuldigt werden, Ruanda zu unterstützen. „Einige Geschäfte und andere Unternehmen sind Ziele von Plünderern, die sich aus den Reihen der regierenden politischen Parteien rekrutieren.“
Gemeinsam mit der VEM appelliert er an die Bundesregierung, auf die ruandische Regierung einzuwirken, damit sie die Rebellengruppe M23 nicht weiter unterstützt und sich für eine friedliche Lösung des Konflikts einsetzt. In der aktuellen Entwicklung sieht er Parallelen zu der von 1996, die zum Sturz von Mobutu durch die von Ruanda und Uganda unterstützte AFDL-Koalition führte.
Fürbitte
Mutombo hat ein Friedensgebet für die Menschen im Ostkongo verfasst. Darin wird ein Ende der Gewalt, des Krieges und des Leids herbeigesehnt sowie um einen dauerhaften Friedens gebeten. Der Reichtum an Rohstoffen müsse gerecht verteilt werden, „damit dieser Reichtum nicht mehr ein Fluch ist, der zu Krieg und Gewalt führt, sondern ein Segen, der allen Menschen zugutekommen.“ Das Gebet im Wortlaut gibt es hier: Fürbittengebet
Die Fürbitte gibt es auch in französischer Sprache (Amtssprache in der DR Kongo) hier.