Münster. Der evangelische Münsteraner Theologieprofessor Matthias Haudel und der aus dem Fernsehen bekannte Münchner Astrophysiker Harald Lesch riefen bei einem Treffen in Münster zum Dialog von Theologie und Naturwissenschaft auf. Sie hatten sich nach Erscheinen von Haudels Buch kennengelernt: „Theologie und Naturwissenschaft. Zur Überwindung von Vorurteilen und zu ganzheitlicher Wirklichkeitserkenntnis.“ Dieses Buch erachtet Lesch, der es auch im Fernsehen verwendet hat, nicht nur für seine Uni-Seminare als bedeutsam, sondern auch für alle, die zur Übereinstimmung von Glauben und moderner Welterkenntnis gelangen möchten.
Deshalb schrieb er ein Geleitwort zur zweiten Auflage, in dem es heißt: „Matthias Haudel ist hier ein echter Coup gelungen, der es möglich macht, nicht nur ins Gespräch zu kommen, sondern auch inhaltlich sehr gehaltvoll und nachhaltig zu diskutieren.“ Denn Theologie und Naturwissenschaften seien kein Gegensatz, sondern verschiedene Seiten der Medaille. Die Menschen leben nämlich in der ganzheitlichen Wirklichkeit mit ihren verschiedenen Aspekten und sind so bewusst oder unbewusst auf der Suche nach sinnvoller Ganzheit aller Lebenszusammenhänge.
Doch im Blick auf das Verhältnis von Theologie und Naturwissenschaft bestehen nach Lesch und Haudel weiterhin gegenseitige Vorurteile, die auf das 19. Jahrhundert zurückgehen. Sie erweisen sich aber durch die heutigen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse und eine angemessene Wahrnehmung der Theologie als völlig unberechtigt. Daher sei der Dialog wichtig. So sind zum Beispiel Schöpfung und Evolution kein Gegensatz, sondern im Schöpfungsbericht heißt es: „Und Gott sprach: Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut. Und die Erde ließ aufgehen Gras und Kraut.“ Schon die Kirchenväter der ersten Jahrhunderte betonten, dass der dreieinige Gott die Welt mit einer alles entfaltenden evolutiven Kreativität ausgestattet hat.
Entgegen der unberechtigten Vorurteile zeigt Haudels Buch zum einen die Bedeutung des Glaubens für die gesamte Wirklichkeit, was auch der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse bedarf. Zum anderen zeigt es die ganzheitliche Einbindung und Sinndeutung naturwissenschaftlicher Einsichten, wozu der weite Horizont theologischer Erkenntnis beitragen kann. Zudem entfaltet Haudel das theologische Schöpfungsverständnis vor dem Hintergrund der aktuellen Naturwissenschaften sowohl hinsichtlich des Kosmos als auch im Blick auf den Menschen.
Schon kurz nach Erscheinen hat die allgemeinverständlich geschriebene umfassende Darlegung des Verhältnisses von Theologie und Naturwissenschaft sowohl bei theologisch als auch bei naturwissenschaftlich Interessierten große Resonanz hervorgerufen, auch international. In den USA ist bereits eine Übersetzung geplant. Das Buch wurde als Meilenstein für den Dialog bezeichnet. Laut Lesch ist es ein wichtiges Buch für alle, die die verschiedenen Aspekte der Lebenswirklichkeit zur Übereinstimmung bringen möchten.
Das ganze Geleitwort von Harald Lesch zur 2. Auflage finden Sie hier.
Ein Info-Blatt zum Buch mit weiteren Links mit mehr Informationen auf den Verlagsseiten finden Sie hier.
Buchtitel:
Matthias Haudel: Theologie und Naturwissenschaft.
Zur Überwindung von Vorurteilen und zu ganzheitlicher Wirklichkeitserkenntnis.
Mit einem Geleitwort zur 2. Auflage von Harald Lesch,
Vandenhoeck& Ruprecht/UTB,
Göttingen 2021, 2. Aufl. 2023
486 Seiten, 24,90 Euro.