Bielefeld. Die Evangelische Kirche von Westfalen (EKvW) bekundet ihre Sorge und ihr Entsetzen über den unablässig eskalierenden Konflikt im Nahen Osten. „Die jüngsten Angriffe des Iran auf Israel heben den Gewaltkonflikt auf eine weitere, extrem gefährliche Ebene“, sagt Ulf Schlüter, als Theologischer Vizepräsident derzeit leitender Geistlicher der Landeskirche. „Es erfüllt uns mit großer Sorge, dass damit die Spirale der Gewalt weiter angetrieben wird. Eine weitere Eskalation des Krieges in der Region gilt es mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verhindern.“ Die derzeit bei den verantwortlichen Akteuren vornehmlich geltende Logik von Hass, Gewalt und Vergeltung müsse überwunden werden, so Schlüter. „Keine Partei wird ihre Ziele am Ende durch den Einsatz von immer neuer Gewalt erreichen. Ein Leben in Frieden und Sicherheit, nach dem die große Mehrheit der Menschen auf allen Seiten sich sehnt, ist nicht ohne die Bereitschaft zu Verständigung und Kompromissen zu erreichen.“
Im Vorfeld des 7. Oktober hatte die Kirchenleitung der EKvW bereits eine differenzierende Stellungnahme verfasst, mit der sie an den Jahrestag des mörderischen Hamas-Überfalls auf Israel erinnert. Darin bestätigt sie ihre Position der „Solidarität mit den leidenden Menschen aller beteiligten Konfliktparteien“ und spricht sich für die Unterstützung aller politischen Bestrebungen aus, die „für eine Befreiung der Geiseln und für eine Feuerpause als ersten Schritt hin zu einem Waffenstillstand eintreten.“
In ihrer Erklärung sagt die Kirchenleitung der EKvW zudem all denen Unterstützung zu, „die sich – sowohl in Nordrhein-Westfalen als auch im Nahen Osten – dem Miteinander von Menschen unterschiedlicher Religionen […] verpflichtet haben.“
Angesichts der Gewalt, die durch den Angriff der Hamas vor einem Jahr ausgelöst wurde und sich in einem Krieg in der Region Bahn brach, unterstreicht die EKvW, dass sie sich „in geschwisterlicher Solidarität […] auf Israelis und Palästinenser verwiesen“ sieht. Sowohl die israelische als auch die palästinensische Gesellschaft seien schwer traumatisiert, heißt es in der Stellungnahme der westfälischen Landeskirche. Einen Königsweg zur Lösung des Konflikts gebe es nicht, nötig seien jedoch „Möglichkeiten der Begegnung zwischen den beteiligten Konfliktparteien“. Daher werde die EKvW nach wie vor jene Initiativen stärken, „die Begegnung und Kooperation jenseits festgefahrener Grenzen fördern und für Frieden und Gerechtigkeit sowie für die Einhaltung der Menschenrechte eintreten.“
In ihrer Erklärung bezieht sich die EKvW auch auf zunehmenden Antisemitismus und „wendet sich gegen antisemitische Einstellungen, Worte und Taten innerhalb ihrer Strukturen und innerhalb der deutschen Gesellschaft.“ Zugleich lehnt sie einen Generalverdacht gegen Muslim*innen ab und setzt sich „angesichts radikalisierender Tendenzen gegen islamfeindliche Einstellungen, Worte und Taten ein.“
Bereits im November 2023 hatte sich die EKvW mit einer Orientierungshilfe, die mittlerweile mit aktualisiertem Vorwort vorliegt, zum Konflikt im Nahen Osten zu Wort gemeldet. Im September 2024 veröffentlichte die EKvW zusammen mit der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR), dem Bistum Münster und der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK NRW) ein ökumenisches Friedensgebet zum Jahrestag des Hamas-Angriffs auf Israel.