Münster/Osnabrück. Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kulturen haben am dritten Westfälischen Friedenspilgerweg von Münster nach Osnabrück teilgenommen. Darunter waren Geflüchtete, Migrant:innen, Bewohner:innen aus beiden Städten und Regionen. Mit dem Thema „Frieden und Freiheit“ hatten die Pilger*innen an allen vier Tagen besondere Aufmerksamkeit auf die Menschenrechte gelegt.
Auf ihrem 74 Kilometer langen Marsch sprachen sie vor allem darüber, wie sie zu Frieden und Freiheit beitragen können. Einen besonderen Blick warfen sie auf die schwierige Situation von Frauen im Iran. Die Pilgergruppe wurde zum Abschluss am Sonntag (22. September 2024) im Friedenssaal in Osnabrück von Stadträtin Anke Jacobsen empfangen. Die Aktion verband sich mit den bundesweiten Interkulturellen Wochen, die Begegnungen zwischen Kulturen fördern und ein friedliches Zusammenleben stärken wollen.
Auf dem Pilgerweg wurde klar: “Wer Frieden will, der muss sich auf den Weg machen.” Darin waren sich alle einig und so wurde es auch in Lengerich bei einer feierlichen Begrüßung der Friedensmarschierer immer wieder betont. Ob Bürgermeister Wilhelm Möhrke, der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche von Westfalen, Superintendent Christian Bald (Kirchenkreis Bielefeld), oder Superintendent André Ost (Kirchenkreis Tecklenburg) – sie alle betonten, dass Frieden nur durch aktives Handeln erzielt werden könne.
Gottes Wille für die Menschen sei Frieden, erläuterte Ost als Gastprediger in einem Gottesdienst in der Evangelisch-lutherischen Christuskirche Hasbergen. Dabei ging er auch auf die Rolle der “Friedensreiter” ein, die während der lange andauernden Verhandlungen vor dem Schluss des Westfälischen Friedens immer wieder auf der Strecke zwischen Osnabrück und Münster unterwegs gewesen waren. Heute erinnern Kunstwerke an sie. Auf die mühsame Friedensarbeit und das Friedensgedenken in Osnabrück ging in dem Gottesdienst ebenso der stellvertretende Superintendent des Kirchenkreises Osnabrück, Guido Schwegmann-Beisel, ein. Friede fange bei den Menschen im Alltag an. „Und er macht richtig Arbeit“, betonte er.
Es gab intensive Gespräche über Frieden, Freiheit und die Rolle der Frauen im Iran, sagte der persischsprachige Seelsorger Mehrdad Sepehri Fard. Er berichtete zusammen mit Farima Aftab über die gegenwärtige Lage im Iran und auch darüber, wie Frauen in ihrem Heimatland heute unterdrückt werden. “Als Christinnen und Christen müssen wir an andere Menschen denken, die nicht in Frieden und Freiheit leben können und uns mit ihnen solidarisch erklären”, begründete die junge Iranerin, weshalb sie den Friedenspilgerweg mitgehe. Ihre ältere Schwester sagte: “Dieser Pilgerweg lässt mich erleben, dass Menschen zusammenfinden können.” Im Alltag gebe es viele Hürden, “um Menschlichkeit und Gerechtigkeit zu erfahren.”
Pastor Sepehri Fard ergänzte: “Der westfälische Friedenspilgerweg lehrt, dass Frieden keine Grenzen kennt. Menschen aus verschiedenen Kulturen und Religionen vereint das gemeinsame Streben nach Frieden.” Der Weg stehe symbolisch für Solidarität und gegenseitigen Respekt, beides sei entscheidend für ein friedliches Miteinander. “Diese Werte sollten wir in unseren Alltag tragen, denn in der Gemeinschaft liegt die wahre Stärke.”
Auf die Begegnungen und Gespräche mit Menschen aus mehreren Ländern freute sich auch Matthias Binder, Pastor am Friedensort Osnabrück. Es sei ein besonderes Erlebnis sein, vier Tage miteinander “in internationaler Besetzung” für Frieden und Freiheit unterwegs zu sein. “Integration geschieht im Miteinander, durch gemeinsames Handeln”, betonte auch ein 72-jähriger Pilger aus dem Westmünsterland. Er ging die Strecke zum dritten Male mit.
Zum Auftakt in Münster waren die Teilnehmenden von Bürgermeisterin Angela Stähler im Friedensaal empfangen worden. Sie begrüßte die ökumenische Initiative, die Menschen unterschiedlicher Geschichte, Religion, Kultur und Herkunft zusammenzubringe. Dieser Friedenspilgerweg sei somit ein wichtiges Zeichen nach außen, sich für Frieden einzusetzen. “Wir wollen doch in Frieden leben”, betonte Stähler und beklagte zugleich die Kriege in der Ukraine und in Nahost.
Den interkulturellen Charakter der Pilgergruppe begrüßte auch der Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Münster, Holger Erdmann. Das gemeinsame Unterwegssein unterstreiche den Willen, für Frieden zu werben. Wer Frieden wolle, müsse sich selbst bewegen und sich bewegen lassen. In diesem Sinne erinnere der ökumenisch-internationale Friedenspilgerweg daran, wie der Westfälische Frieden von 1648 durch langwierige Verhandlungen zustande gekommen sei.
Auf die Geschichte des Friedensvertrages ging die Historikerin Heike Plaß von der Evangelischen Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Münster unterwegs an verschiedenen Pilgerorten und -stationen ein. Die Teilnehmenden, darunter Menschen mit Fluchterfahrungen, sollten ebenso über ihre Hoffnungen und Lebenspläne sprechen können, sagte Plaß, die den Friedenspilgerweg mit Pfarrer Jean-Gottfried Mutombo (oikos-Institut) leitete.
Ziel des Weges war es, ein tolerantes Miteinander zu leben und mögliche Vorurteile abzubauen, wie Pfarrer Jean-Gottfried Mutombo unterstreicht. Entscheidend dabei seien dabei Dialog und Begegnung. Die Teilnehmenden lernten, sich bewusst für den Frieden einzusetzen, Friedensstifter*in zu werden und neue Geschichten des Friedens zu erzählen. “Füße tragen keine Waffen, Pilgern ist eine gewaltlose Bewegung für den Frieden”, bringt er das Anliegen auf den Punkt.
Der Westfälische Friedenspilgerweg wurde von der Evangelischen Erwachsenenbildung im Kirchenkreis Münster in Kooperation mit dem OIKOS-Institut für Mission und Ökumene der Evangelischen Kirche von Westfalen, dem Evangelischen Kirchenkreis Tecklenburg, der Katholischen Gemeinde Lengerich, dem Evangelischen Kirchenkreis Osnabrück und dem Friedensort Osnabrück veranstaltet. Der erste Pilgerweg dieser Art fand 2020 von Münster nach Osnabrück statt. Im Jahr darauf wurde vom niedersächsischen Osnabrück ins westfälische Münster gepilgert. Dirk Johnen, oikos-Institut