Münster. Wenn die Kantorin einen Orgelbau-Workshop anbietet, ist die Faszination immer wieder riesig, egal ob eine Schulklasse, ein Seniorenkreis, eine Konfirmandengruppe oder Einzelteilnehmende dabei sind. Das Prinzip einer Orgel begreifen und dabei entdecken, dass sie nicht nur wunderbare Musikinstrumente sind, sondern auch technische und handwerkliche Meisterwerke – das begeistert.
Am Sonntag, 16. Juni, gibt es in ganz Westfalen in weit über 120 Veranstaltungen Einblicke der besonderen Art. Beim 3. Orgeltag Westfalen kann man der Königin der Instrumente auf unglaublich vielfältige Weise, nicht nur in Orgelbau-Workshops, nahe kommen. In Orgelspaziergängen oder -radtouren von Kirche zu Kapelle, bei Drehorgelkonzerten in der Fußgängerzone, bei einer Führung durch eine Orgelbauwerkstatt, beim Blick in eine Orgel hinein, wo es oft Tausende von Pfeifen und noch viel mehr kleine und große Teile zu entdecken gibt, im Orgelmuseum, in Orgelgottesdiensten … zweihändig, vierhändig, sechshändig, zusammen mit Bläsern, Chor, Sprecher oder gar einem ganzen Sinfonieorchester … für Kinder, Erwachsene, Spezialisten oder einfach nur Neugierige.
Die Vielfalt des Instruments Orgel lässt sich am besten in der Breite erleben, weil jede Orgel ein Unikat ist, akustisch und architektonisch angepasst an den jeweiligen Ort, an dem sie stehen soll, an die Funktion, die sie dort übernehmen soll und an die technischen und klanglichen Vorlieben der Zeit, in der sie gebaut wurde.
In Münster bieten die Apostel- und die Erlöserkirchengemeinde am Sonntag, dem 16. Juni einen Orgelspaziergang zu den „königlichen Orgeln“ dreier Innenstadtkirchen an. Um 15 Uhr können Interessierte bei einer Orgelführung für Kinder und Junggebliebene mit Kreiskantor Konrad Paul in der Apostelkirche an der Neubrückenstraße 5 „Auf Tuchfühlung mit der Königin“ gehen. Anschließend geht es um 16 Uhr mit Konrad Paul zu musikalischen Begegnungen in die St.-Johannes-Kapelle an der Bergstraße 38, wo „Die Königin empfängt“. Um 17 Uhr ist „Majestät auf internationalem Parkett“ in der Erlöserkirche an der Friedrichstraße 10 zu hören, wo Marco Schomacher an der Collon-Orgel verschiedene Orgellandschaften vorführt.
Die Schirmherrschaft über den Orgeltag übernehmen dankenswerterweise NRW-Kulturministerin Ina Brandes und der Theologische Vizepräsident der EKvW, Ulf Schlüter. Veranstaltet wird er von der Evangelischen Kirche von Westfalen in enger Zusammenarbeit mit den drei katholischen (Erz-)Bistümern Paderborn, Münster und Essen sowie der Hochschule für Kirchenmusik Herford-Witten, dem Posaunenwerk Westfalen, dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe, dem Netzwerk Klosterlandschaft Ostwestfalen-Lippe, der Stiftung Orgelklang und dem Bund Deutscher Orgelbaumeister. Das immaterielle Kulturerbe Orgel ist es wert, einen eigenen Festtag dafür ins Leben zu rufen.
Alle Informationen zum Orgeltag, vor allem natürlich die konkreten Veranstaltungsdaten, findet man auf der Homepage www.orgeltag-westfalen.de. Weitere Infos gibt es auf dem Instagram-Kanal orgeltag-westfalen_2024.
Tatsächlich sind am Ende eines Workshops nicht nur alle Teile – Rahmen, Tasten, Abstrakten, Pfeifen, Schleifen, Ventile, Gewichte, der Balg und alle Verbindungen – an der richtigen Stelle, sondern dann darf gespielt werden. Das geht natürlich nur mit „Wind“, der mit den kleinen Bälgen selbst gemacht werden muss. Auch hier ist Teamwork gefragt, damit die Orgel am Ende so klingt, wie sie soll. Dann steht einem Workshopkonzert zum Abschluss aber nichts mehr im Wege.