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“Zuflucht geben – gemeinsam hoffen” – 21.9. bis 6.10. Ausstellung zum Thema Kirchenasyl in der Kirche Liebfrauen-Überwasser Münster

Quelle: Netzwerk Kirchenasyl Münster

Münster. „Ich war so glücklich, als ich ins Kirchenasyl aufgenommen wurde. Aber es war auch eine schwere Zeit.“ (Raad) – „Ich weiß nicht, was ohne das Kirchenasyl aus mir geworden wäre.“ (Javad) – „Den Tag, an dem das Kirchenasyl endete, werde ich nie vergessen, denn ich fühlte mich frei. Es war so ein Aufbruchsgefühl.“ (Rauan)

 

Vom 21. September bis 6. Oktober 2024 zeigt das Netzwerk Kirchenasyl in der Kirche Liebfrauen-Überwasser am Überwasserkirchplatz 4 in Münster (Innenstadt) die Ausstellung „Zuflucht geben – Gemeinsam hoffen“ zum Thema Kirchenasyl. Die Ausstellung portraitiert in Wort und Bild neun Geflüchtete, die im Kirchenasyl sind und waren. Es geht um Fluchtgeschichten und Erfahrungen von Einzelpersonen und Familien. Im Mittelpunkt stehen die Menschen, die ihre Erfahrungen von Entrechtung, Flucht und Entkommen erzählen. Zudem gibt es Informationen über die Praxis des Kirchenasyls und Interessierte können Zitate lesen von Personen, die sich in der Kirchenasylarbeit engagieren.

Um ein Kirchenasyl anzubieten, braucht es, prägnant zusammengefasst, drei Dinge: Bett, Brot und Beziehung. Dafür steht in der Ausstellung eine Installation von Möbeln in Notfall-Orange: ein Bett, ein Tisch, auf dem ein Brot liegt und zwei Stühle. Eine weitere Installation mit Schwimmweste verweist auf das Sterben von Menschen, die auf der Flucht sind.

Die Ausstellung möchte Geflüchteten ein Gesicht und eine Stimme geben und die Besucher*innen für deren Geschichten und Erfahrungen sensibilisieren. Und sie möchte angesichts der zunehmend angespannten migrationspolitischen Situation Berührungsängste überwinden helfen, um sich mit Migration und Abschiebungen auseinanderzusetzen. Das Kirchenasyl wird hierbei als eine mögliche christliche Praxis der Gastfreundschaft von Gemeinden vorgestellt. Die (Wander-)Ausstellung ist von Aktiven aus der Kirchenasylarbeit im Münsterland konzipiert und umgesetzt worden. Die Portrait-Fotos wurden von einem iranischen Künstler aufgenommen.

Begleitend zur Ausstellung finden folgende Veranstaltungen in der Kirche Liebfrauen-Überwasser statt:

Samstag, 21.09.2024, 17:00 Uhr: Eröffnungsgottesdienst mit Einführung in die Ausstellung.

Dienstag, 24.09.2024, 18:00 Uhr: Podiumsgespräch: Kirchenasyl – Menschenrechtsschutz unter Druck. Die Zuflucht von Menschen, die von Abschiebung bedroht sind, in Kirchengemeinden wird zunehmend erschwert. Grund hierfür ist die massive Zunahme von Abschiebungen in NRW. Zugleich gehen Ausländerbehörden gegen das Kirchenasyl immer wieder vor und drohen mit gewaltsamen Räumungen. Um so ermutigender ist es, dass es eine steigende Anzahl von Kirchengemeinden gibt, die Kirchenasyl organisieren und einen Schutzraum eröffnen. Was wird für ein Kirchenasyl benötigt? Wie können Gemeinden und Engagierte ermächtigt werden, Kirchenasyl auf die Beine zu stellen? Es diskutieren: Pfarrerin Annette Wendland (Ev. Kirchengemeinde Schale), Benedikt Kern (Theologe, Ökumenisches Netzwerk Asyl in der Kirche NRW), Pfarrer Michael Ostholthoff (Pfarrei St. Sixtus, Haltern am See) und eine Person aus einem Kirchenasyl.

Freitag, 27.09.2024, 19:30 Uhr: Musikalische Lesung: Ecce Homo – seht da den Mensch! Das Grundgesetz und damit auch der Artikel 1, nachdem die Würde des Menschen unantastbar ist, feiert in diesem Jahr sein 75-jähriges Bestehen. An diesem Abend möchten wir anhand ausgesuchter Flüchtlingsschicksale an die Würde jedes Menschen erinnern, auch und gerade an diejenigen, die sich wegen Krieg, politischer Verfolgung, Vertreibung u.a. Gründen auf die Flucht begeben mussten und bereits mit dem ersten Schritt auf ihrem lebensgefährlichen Weg das „Menschsein“ gegen das Stigma des „Flüchtlings“ eintauschen mussten. Ausführende sind Ruth Koch, Sebastian Aperdannier und Christiane Berg (Rezitation) und Jutta Bitsch (musikalische Begleitung).

Montag, 30.09.2024, 18:00 Uhr: Vortrag und Diskussion: Solidarität über Grenzen hinweg: An der polnisch-belarussischen Grenze und im Kirchenasyl. Die Situation von geflüchteten Menschen an den EU-Außengrenzen hat sich in den letzten Jahren zugespitzt. An der polnisch-belarussischen Grenze wird seit Jahren brutal gegen Flüchtlinge vorgegangen. Eine Menschenrechtsaktivistin aus der Grenzregion wird über die Bedingungen und ihre Praxis berichten. In NRW gibt es zahlreiche Kirchenasyle, die Abschiebungen von in Polen registrierten Geflüchteten verhindern sollen. Ein Geflüchteter aus Syrien, der massive Gewalt in Polen erfahren hat und nun im Kirchenasyl war, wird berichten. Gemeinsam werden wir diskutieren: Wie gehen die Solidaritätspraxis an der polnisch-belarussischen Grenze und im Kirchenasyl bei uns Hand in Hand, um Rechte durchzusetzen. Es sprechen Ahmad A. (Geflüchteter aus einem Kirchenasyl mit Dublin-Abschiebung nach Polen), Magda Aida Qandil (Projektkoordinatorin ‚Protection from readmissions to Poland‘ beim Asyl in der Kirche Berlin-Brandenburg e.V.), Kasia (Unterstützerin im Bereich der Krankenhausarbeit an der polnisch-belarussischen Grenze).

Die Ausstellung und das Veranstaltungsprogramm wird getragen vom Netzwerk Kirchenasyl Münster, dem Ökumenischen Netzwerk Asyl in der Kirche NRW, den Katholischen Frauen Deutschland (KfD) im Bistum Münster und Maria 2.0 Münster Hl. Kreuz. Ermöglicht wird die Ausstellung mit Unterstützung der Pfarreien Liebfrauen-Überwasser Münster und St. Sixtus Haltern am See. Die Veranstalter danken der Unterstützung durch die Fachstelle Weltkirche und globale Zusammenarbeit des Bistums Münster, die Flüchtlingshilfe Hiltrup und die Flüchtlingshilfe Münster Süd-Ost.