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Pfarreinführung von Pfarrer Dr. Eike Christian Herzig in der Erlöserkirche

Pfarrer Eike Christian Herzig (Mitte) mit Familie, Freunden und Verteter*innen der Gemeinde und des Kirchenkreises nach dem Gottesdienst vor der Erlöserkirche. Foto: Nicole Schulte

Münster. In einem festlichen Gottesdienst wurde Pfarrer Dr. Eike Christian Herzig von Superintendent Holger Erdmann in die 2. Pfarrstelle der Erlöser-Kirchengemeinde eingeführt. Seit März 2021 war Pfarrer Dr. Herzig im Entsendungsdienst in der Erlöser-Kirchengemeinde tätig. Im Juni 2023 hatte das Presbyterium den 39-jährigen einstimmig auf die bis dahin vakante Pfarrstelle gewählt.

Superintendent Holger Erdmann problematisierte in seiner Ansprache die Herausforderungen mit denen Pfarrpersonen in der heutigen Zeit konfrontiert seien. Personal, Gebäude, Geld und gesellschaftliche Relevanz nähmen massiv ab. Unbequeme, notwendige Entscheidungen müssten getroffen werden, um Kirche in die Zukunft zu führen. Bereits im Probedienst habe Pfarrer Herzig sich mit diesen unterschiedlich Problemlagen beschäftigt: „Du kannst das und du tust das.“ In einer Zeit großer Umbrüche brauche es haupt- und ehrenamtlich arbeitende Menschen, die beherzt mitdächten, zupackten und gleichzeitig die Grenzen der Belastung wahrnähmen und achteten.

In seiner Predigt zu Hebräer 10 bezog Pfarrer Herzig sich auf diese Umbrüche. Die Austrittszahlen zeigten deutlich, was nicht mehr gehe, die belegten Plätze in der Kirche würden sicht- und spürbar weniger. Wenn die Energie mitzumachen nachließe, falle es schwer, an einen Umschwung zu denken.

Eine Situation, wie sie auch im Hebräerbrief schon bekannt ist. Dort wird die Kirche als das wandernde Gottesvolk beschrieben. Kirche wandert durch die Zeit, wie es die Israelit*innen in der Wüste taten: Den Blick auf eine bessere Zeit gerichtet. Immer mit einem konkreten Ziel vor Augen. Als der Hebräerbrief geschrieben wurde, lag gerade eine große Enttäuschung hinter den ersten Christ*innen. Auf Jesu Wiederkunft hatten sie in den ersten Jahren gehofft. Doch diese Hoffnung wurde enttäuscht. So enttäuscht, dass sie sich von ihrer Kirche abwandten. Eine Situation, wie wir sie auch heute gut kennen: Menschen wenden sich enttäuscht ab. Das Ziel der Wanderung ist scheinbar ungewiss.

Herzig benennt in seiner Predigt das Schwierige und er bleibt nicht dabei stehen. Für ihn geht es um die Ambivalenz von aushalten und vertrauen. Der Blick in die Stuhlreihen gehe zwar an vielen Stellen ins Leere, gleichzeitig gehe er auch in die Zukunft, weil Gott Perspektiven schaffe und die leeren Reihen nicht nur für Frust stünden. Gott vergegenwärtigt, was war, in ihm ist alles aufgehoben. Er schärfe den Blick für die Welt, „er lässt uns sensibel werden – für uns selbst und für die Menschen um uns herum und er wird Neues entstehen lassen“.

Die Leere neu füllen. Pfarrer Herzig und die Erlöserkirchengemeinde sind kreativ damit umgegangen. Mehr Stuhlreihen wurden herausgenommen. Akzeptiert, dass die Zeiten andere sind, dass nicht länger mehrere hundert Leute dort sitzen. Freiraum für etwas Neues entstand. Für die Frage, wie trotzdem miteinander Glaube gelebt werden kann. Im Anschluss an den Gottesdienst wurden große Tische an die bis dahin leeren Stellen in der Kirche gerückt und gemeinsam gegessen. Und sie ermöglichten es, einander anders zu begegnen, als es sonst im Kirchraum möglich ist. Miteinander zu teilen, was da ist, einander wahrzunehmen. „Womit füllen wir?“, fragte Pfarrer Herzig, „mit uns und dem, was wir mitbringen. Unseren Frust und unsere Freude. Lasst uns die leeren Plätze füllen mit Gastfreundschaft und teilen; wofür diese Kirchengemeinde bekannt ist.“