Endlich war es wieder soweit: Passend zum Sonntag Exaudi – das heißt: „Herr, höre meine Stimme!“ – veranstaltete die Evangelisch-Theologische Fakultät der Universität Münster in der Evangelischen Universitätskirche (Schlaunstraße 2) nach langer, Corona-bedingter Pause wieder einen Preacher Slam!
Studierende der Evangelischen Theologie probierten sich aus in einer besonderen Form des Predigens, die poetische Formen wie Rhythmus und Reim mit mündlicher Alltagssprache zusammenbringt – originell, kreativ, pointiert. Professorin Christina Hoegen-Rohls und Dr. Sabine Joy Ihben-Bahl moderierten den Predigt-Wettbewerb und begleiteten den Gottesdienst liturgisch.
Aus einer dialogischen Lesung des Evangelientextes (Joh 16,5-15) entwickelten sie zunächst gemeinsam mit der Gemeinde eine Sprechmotette, bei der mehr als siebzig Gottesdienstbesucher*innen in je eigenem Tempo und eigener Lautstärke lasen und zu Gehör brachten, wie Jesus seinen Jüngern ankündigt, er werde sie verlassen, zu seinem Vater zurückkehren und ihnen den „Tröster“ (Paraklet), den Geist der Wahrheit, senden. Ein vielstimmiger Klangteppich erfüllte die sonnenüberflutete Kirche – was würden die vier Slamer aus diesem Text in ihren Kurzpredigten machen? Gespannt lauschte die Gemeinde den vier ganz unterschiedlichen Beiträgen, die ihrer Wut und ihrem Schmerz über das Weggehen Jesu Ausdruck verliehen, aber auch ihrer Hoffnung und ihrem Vertrauen darauf, dass ihnen Gott durch seinen Geist und durch vom Geist erfüllte Menschen nahe ist und bleibt.
„Preacher Slam bringt Bewegung in das traditionelle Format der Sonntagspredigt und aktiviert auch das Publikum“, meint Professorin Hoegen-Rohls. Denn: Die ansprechendste, aufregendste, anrührendste, authentischste Kurzpredigt wird per Applaus durch das Publikum bestimmt – und in der Tat: Über lebhaften, lang anhaltenden Applaus konnten sich alle Kandidat*innen freuen. Unter Jubelrufen und Johlen wurde schließlich der Sieger Jacob Schilling gekürt, der seinen selbst getexteten und komponierten Beitrag singend vorgetragen und sich dabei am E-Piano selbst begleitet hatte.
„Wir fragen zum Abschluss: Soll es einen Preacher Slam 2024 geben?“ Der tosende Applaus lieferte den Veranstalterinnen ganz unzweideutig die Antwort – und dann klang dieser energiegeladene Gottesdienst mit der Bitte um Gottes Segen und einem prachtvollen Orgelnachspiel aus. Lange noch standen die Gottesdienstbesucher*innen vor der Kirche und debattierten über das am Sonntag Exaudi Gehörte …