Münster. Die grünen Kittel sind ihr Markenzeichen und Zeit ist ihr Mitbringsel: Die „Grünen Damen und Herren“ besuchen jeden Montag und Donnerstag von 9:00 bis 13:00 Uhr Patientinnen und Patienten im Evangelischen Krankenhaus Münster (EVK), das auf Altersmedizin spezialisiert ist. Wo die medizinische Behandlung an ihre Grenzen kommt; wo Sorgen, Anekdoten oder auch Ängste geteilt werden wollen – die insgesamt 15 „Grünen Damen und Herren“ hören zu, fragen nach und trösten. „Wir schenken Zeit“, sagt Barbara Stober, die seit 2015 ehrenamtlich in dem qualifizierten Besuchsdienst tätig ist. Zeit für persönliche Gespräche ist kostbar, darum ist das ökumenische Team der „Grünen Damen und Herren“ im EVK, das derzeit ausschließlich aus „Grünen Damen“ besteht, offen für Verstärkung.
Die Besuchsdienste organisieren die „Grünen Damen“ selbstständig, wobei sie eng mit Pfarrerin Kathrin Alshuth zusammenarbeiten. Alshuth ist als Seelsorgerin am EVK tätig und begleitet als solche nicht nur die Patientinnen und Patienten, sondern in regelmäßigen Abständen auch die „Grünen Damen“. „Die Gespräche nehmen einen großen Stellenwert ein“, beobachtet sie. Ein Missverständnis sei es daher, zu glauben, die „Grünen Damen und Herren“ seien allein dafür da, Patientinnen und Patienten Brot oder Telefonkarten zu besorgen. „Die Gespräche geben viel zurück“, sagt Margret Wilmer. Wilmer engagiert sich bereits seit elf Jahren im Besuchsdienst und zieht aus ihrem Ehrenamt auch viel Kraft für sich persönlich: „Man geht zufrieden und glücklich nach Hause.“ Dabei sei jeder Morgen anders; die Begegnungen mit den Patientinnen und Patienten verliefen immer unterschiedlich: Mal heiter, mal traurig, mal leicht, mal sehr tief und durchaus auch belastend. „Wichtig ist der Austausch hinterher mit den anderen“, erzählt „Grüne Dame“ Dietlind Fischer: Zum Abschluss eines jeden vormittags berichten sich die Ehrenamtlichen gegenseitig von den Ereignissen, die sie an diesem Tag „auf Station“ gemacht haben. Als sehr hilfreich für ihre ehrenamtliche Tätigkeit hat Stober außerdem die Teilnahme an Fortbildungen zum Umgang mit Demenzerkrankten und in Gesprächsführung erlebt.
Seit mehr als 20 Jahren existiert der ehrenamtliche Besuchsdienst „Grüne Damen und Herren“ im EVK. Die Ehrenamtlichen erleben eine große Wertschätzung ihres Engagements durch das Krankenhauspersonal. Aus Rücksicht und im Wissen um die Bedeutung der Gespräche verlegen etwa Ärzte und Physiotherapeut:innen die Visite, wenn ein grüner Punkt an der Zimmertür die Anwesenheit einer „Grünen Dame“ verrät. Das Krankenhaus stellt den „Grünen Damen und Herren“ zudem ein eigenes Büro als Treffpunkt für den Austausch untereinander zur Verfügung und zahlt den Ehrenamtlichen eine Fahrtkostenpauschale.
„Es tut gut, Gutes zu tun“, fasst Stober ihre persönliche Motivation und Freude an ihrem Ehrenamt als „Grüne Dame“ zusammen. Unterstützung sucht das Team der „Grünen Damen und Herren“ im Krankenhaus in Münsters Kreuzviertel sowohl für Montag- als auch für Donnerstagvormittag. Formale Voraussetzungen gibt es außer dem Nachweis eines einwandfreien Führungszeugnisses keine. Interessierte sollten ein gutes Einfühlungsvermögen, Offenheit, Geduld, psychische Stabilität und Standfestigkeit mitbringen. Nach einem Kennlerngespräch werden neue Ehrenamtliche von erfahrenen „Grünen Damen“ in die Tätigkeit des Besuchsdienstes eingeführt. Im Herbst startet eine Fortbildung für Menschen im Besuchsdienst, angeboten vom Bistum Münster und dem Evangelischen Kirchenkreis Münster. Es besteht die Möglichkeit, diese Fortbildung als Grundlage oder Begleitung zu einem Einstieg in das Ehrenamt als „Grüne Dame“ oder „Grüner Herr“ zu nutzen. Wer an einer Mitarbeit interessiert ist, kann sich unter melden. kl