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Gedenken an die erste Deportation nach Riga am 13. Dezember 1941

Impressionen von der Gedenkveranstaltung. Fotos: Eva-Maria Landmesser.

Münster. „Es ist das dunkelste Kapitel der Geschichte Deutschlands und der Geschichte Münsters“, betonte Bürgermeisterin Angela Stähler bei ihrer Ansprache im Rahmen des Gedenkens an die Deportation von Jüdinnen und Juden aus dem Münsterland nach Riga vor 81 Jahren.

Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Münster e.V. (CJZ) hatte zu der Veranstaltung eingeladen. Sie begann an der Gedenkstele an der Ecke Warendorfer Straße und Kaiser-Wilhelm-Ring, also genau dort wo einst das Ausflugslokal Gertrudenhof stand und wo am Morgen des 13. Dezember 1941 390 Menschen aus 40 Orten im Münsterland zur Deportation nach Riga gesammelt wurden.

„Um 10 Uhr morgens fährt der Zug aus Münster los, in Bielefeld werden Waggons mit 400 Juden und Jüdinnen angehängt, in Osnabrück mit 200“, erklärte Pfarrer em. Martin Mustroph, der an der Gedenkstele eine eindrucksvolle Ansprache hielt. Mustroph griff dabei die beschämenden Umstände des 13. Dezember 1941 auf, um die dauerhafte Verpflichtung, gegen Antisemitismus couragiert einzutreten, für die Gegenwart und Zukunft zu untermauern. Zum einen wies er auf den Zeitpunkt der Verschleppung mitten im Advent mahnend hin. So sei es besonders „diabolisch“, dass Christinnen und Christen, die sich auf die Feier der Geburt eines jüdischen Kindes zu Bethlehem vorbereiten, Menschen aufgrund ihres jüdischen Glaubens in den Tod schicken. „Es ist unfassbar, wozu der Mensch fähig ist. Spätestens hier zerbricht jedes idealistische Bild vom Menschen“, bedauerte der Pfarrer. Zum anderen zog Mustroph Parallelen zur Gegenwart. Neben dem völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, insbesondere auf die jüngsten Razzien bei den sogenannten Reichsbürgern. Dies zeige, dass die Ängste vor einer Wiederholung der Gräuel der Shoah nicht aus der Luft gegriffen sind. „Es ist eine Schande, dass Jüdinnen und Juden in unserem Land heute wieder bedroht werden und in Angst leben“, so Mustroph.

Am Anschluss an das Gedenken an der Stele wurde die Veranstaltung in der nahegelegenen Villa ten Hompel mit einem Vortrag von Winfried Nachtwei fortgesetzt. Der ehemalige Bundestagsabgeordnete der Grünen wies in seinem Vortrag darauf hin, dass am 13. Dezember 1941 langjährige Nachbarinnen und Nachbarn verschleppt wurden, ohne dass es zu Protest in der Bevölkerung gekommen sei. Zudem zeigte er anhand eigener Recherchen das grausame Schicksal der deportierten Jüdinnen und Juden in Riga auf. Viele interessierte Bürgerinnen und Bürger, die bereits der Ansprache von Martin Mustroph zugehört hatten, verfolgten auch den Vortrag von Winfried Nachtwei in der Villa ten Hompel. eml