Coesfeld. Zu einem Frauenmahl hatte die „Frauenkonferenz im Gestaltungsraum 1“ alle Frauen eingeladen, die sich in Leitungsgremien evangelischer Kirchengemeinden in den Evangelischen Kirchenkreisen Münster, Steinfurt-Coesfeld-Borken oder Tecklenburg engagieren. Knapp 50 Presbyterinnen folgten der Einladung am 26. August in die Gaststätte „Zum Coesfelder Berg“ in Coesfeld, um sich bei einem mehrgängigen Menü auszutauschen. Zwischen den Gängen teilten die Referentinnen Doris Ulmke, Vorstandsmitglied im Bezirksverband der Frauenhilfe im Evangelischen Kirchenkreis Münster e.V. und Vorsitzende der „Frauenkonferenz im Gestaltungsraum 1“, Rike Kappler, Geschäftsführerin der cibaria-BioVollkornBäckerei in Münster, sowie Susanne Falcke, Superintendentin im Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken, Gedanken zum Thema Leiten und persönliche Erfahrungen als Führungskräfte. Pfarrerin Barbara Stoll-Großhans moderierte den Abend, der musikalisch von der Cellistin Adriana Hernández untermalt wurde.
„Wir wollten Dankeschön sagen für Ihren Einsatz und das sollte etwas Nettes sein, wo man entspannen kann und zugleich Impulse bekommt“, eröffnete Doris Ulmke das Mahl. Das Thema des Abends hätte auf der Hand gelegen: Alle Presbyterinnen sind leitend in Kirchengemeinden aktiv, und daraus ergebe sich die Frage: „Leiten Frauen eigentlich anders als Männer?“ In ihrem Kurz-Vortrag unterstrich Ulmke, dass das Leiten von Gruppen und Gremien immer ein ganzheitlicher Prozess ist. „Wichtig ist, dass unter den Teilnehmenden ein WIR entstehen kann.“ Außerdem beginne Leitung ihrer Ansicht nach immer bei „Selbstleitung“ – darum laute Ulmkes Motto: „Schau nach innen, schau nach außen, entscheide in Verantwortung.“
Großes Interesse der geladenen Gäste weckten die Ausführungen von Rike Kappler. 1990 gründete Kappler die „cibaria-BioVollkornBächerei“ in Münster, die sie seither geschäftsführend leitet. Der Betrieb war die ersten 10 Jahre ein reiner Frauenbetrieb; heute sind 20 Prozent der beschäftigten Personen männlich. Lebendig und authentisch berichtete Kappler von ihren über 30 Jahren Leitungserfahrung. „Wer leiten will, muss für Menschen offen sein“, sagt sie. Beziehung fungiere für sie als ein Element von Führung. Ebenso sei es unabdingbar, „die Grenze der eigenen Fähigkeiten auf dem Schirm zu haben.“ Als sehr hilfreich habe sie regelmäßige Supervision erlebt. Wo Ulmke von „Selbstleitung“ spricht, betont auch Kappler: „An sich selbst zu arbeiten, ist das A und O. Nur wer sich selbst führen kann, kann andere führen.“ Einen Unterschied zwischen Frauen und Männern sieht Kappler im oft geringeren Selbstvertrauen der Frauen. Es gehöre auch zu den Aufgaben von Leitung, insbesondere Frauen zu bestärken, sich etwas zuzutrauen und ihre Potenziale zu entfalten, so Kappler.
Auch Superintendentin Susanne Falcke knüpfte an das Motiv der für Leitungsaufgaben notwendigen Selbst-Kenntnis ihrer Vorrednerinnen an: „Man muss sich seiner leitenden Rolle klar sein“, sagt sie. Diese Rolle sei oftmals mit Macht gepaart. Davor dürfe man nicht zurückschrecken, man müsse sie aber auch wieder ablegen können. Falcke sammelt nicht nur seit Anfang dieses Jahres Erfahrungen in der Leitung als Superintendentin eines Kirchenkreises, sondern kann auch auf diverse Leitungserfahrungen in anderen Kontexten zurückgreifen, etwa als Chorleiterin oder als Mutter. Kontextübergreifend empfindet sie „Leitung als Ermöglichung von flow, von Fluss und Dynamik.“ In ihrer Rolle als Superintendentin bedeute Leitung für Falcke im Wesentlichen „Kommunizieren, Kommunizieren, Kommunizieren.“ Aber auch: „Verbindung zu fördern, Wertschätzung zu leben, Grenzen zu setzen und Konflikten nicht aus dem Weg zu gehen.“
Angeregt von den Impulsen diskutierten die Presbyterinnen in Gesprächen zu Tisch nicht nur, inwiefern Frauen anders leiten, sondern auch, woran gute Leitung erkennbar ist. In einer abschließenden Austauschrunde brachte Hannelore Lange, die sich ebenfalls in der Frauenkonferenz engagiert, inhaltliches Fazit und Ergebnis des erstmalig veranstalteten Frauenmahls für Presbyterinnen auf den Punkt: „Gute Leitung erhöht die Motivation der Mitarbeitenden.“ Pfarrerin Heike Bergmann, Frauenreferentin im Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken, dankte den Referentinnen und Organisatorinnen für den „Abend, der inspirierend war und Spaß gemacht hat.“ Nach diesem gelungenen Auftakt will die „Frauenkonferenz im Gestaltungsraum 1“ auch im nächsten Jahr ein Frauenmahl veranstalten – dann aber nicht nur für Presbyterinnen.