Münster. Zu einem Ökumenischen Pfingstmontag auf dem Domplatz in Münster hatte die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Münster (ACK) eingeladen. Der Tag begann mit einem Open-Air-Gottesdienst, bei dem Anna-Nicole Heinrich, Präses der EKD-Synode predigte. Anschließend luden ein „Markt der Möglichkeiten“, Bühnen- und Kinderprogramm sowie ein Podiumsgespräch zum Verweilen ein. Christinnen und Christen unterschiedlicher Konfessionen, aber auch viele Passantinnen und Passanten sprach das offene Angebot und die schwungvolle Musik an.
Der „Geburtstag der Kirche“ wurde beim Ökumenischen Pfingstmontag zunächst im Rahmen eines ökumenischen Open-Air-Gottesdienstes unter breiter ökumenischer Beteiligung begangen: André Sühling, Vorsitzender der ACK und Pfarrer der katholischen Pfarrei Liebfrauen-Überwasser, Pfarrer Stahlhut, stellvertretender Vorsitzender der ACK und Pfarrer in der evangelischen Apostelkirchengemeinde Münster, sowie Pfarrerin Klara Robbers von der Alt-Katholischen Pfarrgemeinde in Münster standen dem Gottesdienst vor; Ehrenamtliche aus acht Konfessionen wirkten außerdem im Gottesdienst mit. Das Anliegen der Organisatoren war, mit einem offenen und zeitgemäßen Angebot nicht nur „binnenkirchlich sozialisierte“ Menschen anzusprechen, sondern auch die Stadtgesellschaft. Dies schien gelungen zu sein: 800 Programmblätter hatte man im Vorhinein drucken lassen – sie reichten bei Weitem nicht aus. Rund 1000 Menschen, schätzt Stahlhut, waren der Einladung auf den Domplatz gefolgt.
„Wo finden wir eine Sicherheit, die uns frei atmen lässt und die uns vertrauensvoll in die Zukunft blicken lässt?“, formulierte der evangelische Pfarrer gleich zu Beginn des Gottesdienstes die Leitfrage des Tages. Als Motto des Ökumenischen Tages hatten die Organisatoren das Wortspiel „Seh(n)en. A(t)men. S(ich)er sein“ gewählt. Das Motiv des Atmens stand auch im Mittelpunkt der Predigt von Anna-Nicole Heinrich, die 2021 mit erst 25 Jahren ins Amt der Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gewählt worden war und damit in diesem Amt die Jüngste in der Geschichte der EKD ist. Heinrich führte drei Variationen des Atmens an und machte diese im Predigttext Lk 5,1-11 fest: Der Jünger Simon habe seinen Stolz weggeatmet und sei erneut zum Fischen aufs Meer gefahren. Als er die große Menge an gefangenen Fischen sah, habe ihm der Atem gestockt. Und schließlich habe er die Absicherung, die der Fang bedeutete, hinter sich gelassen, einmal tief durchgeatmet, um Mut zu fassen, und sei Jesus nachgefolgt. „Er und die anderen sind Teil einer Gemeinschaft geworden, die so viel mehr ist als die materielle Sicherheit“, betonte Heinrich und wandte sich dann an die versammelten Menschen unterschiedlichster Konfessionen: „Auch wir sind Teil einer Gemeinschaft, die zusammen atmet – manchmal den Stolz weg, manchmal vor Erschrecken, manchmal weil wir mutig etwas Neues beginnen.“ In dieser Gemeinschaft sei Platz für alle Menschen, „in ihr können wir sicher atmen“.
In den Gottesdienst integriert war eine „Kinderkirche“, angeboten von Barbara Lipperheide und Sören Zeine vom „Haus der Familie Münster“. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von einem Projektchor unter der Leitung von Jutta Bitsch, der katholischen Regionalkantorin des Bistums Münster, Popkantor Hans Werner Scharnowski und Band sowie einem Posaunenchor unter der Leitung von Andreas Tetkov, Landesposaunenwart der Evangelischen Kirche von Westfalen.
Im Anschluss an den feierlichen Gottesdienst bestand Gelegenheit zum Austausch und zum Verweilen auf dem „Markt der Möglichkeiten“, bei dem u.a. auch der Ausschuss für gesellschaftliche Verantwortung des Evangelischen Kirchenkreises Münster mit einem Stand vertreten war. Ein Kinderprogramm mit Clown Fidelidad sowie ein Mitsingkonzert bereicherten das weitere Programm am frühen Nachmittag. Bei einer Podiumsdiskussion kamen Anna-Nicole Heinrich, Präses der EKD-Synode, Wolfgang Heuer, Dezernent der Stadt Münster, Matilda Kohnen von Fridays for Future und Prof. Dr. Thomas Reker, langjähriger Ärztlicher Direktor der LWL-Klinik Münster, unter Moderation von Amelie Fröhlich vom WDR-Studio Münster zum Thema „Sicherheit“ ins Gespräch. Mit großer Offenheit brachte Heinrich in die Diskussion auch ihren persönlichen Glauben ein. Sie sehe weiterhin die Chance von Kirche, „nicht nur ein Gefühl von Sicherheit vermitteln, sondern Beziehungen, die Sicherheit bieten, schaffen“ zu können.
Der Ökumenische Pfingstmontag endete mit einem geistlichen Ausklang im St.-Paulus-Dom am späten Nachmittag.