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„Das Wort Treffpunkt steht ungeschrieben über dem Haus“ – Philipp-Nicolai-Haus in Roxel feierlich eingeweiht

Investor Thomas Vennemann, Innenarchitekt Christian Pohl und Pfarrer Andreas Hirschberg freuen sich über die Fertigstellung. Foto: Evang. Kirchenkreis Münster.

Münster-Roxel. Am 26. März fand die feierliche Einweihung der evangelischen Gemeinderäume im neu errichteten Philipp-Nicolai-Haus an der Stelle der bisherigen Nicolaikirche in Roxel statt. Am Sonntag, den 27. März lud die evangelische Kirchengemeinde Roxel mit Albachten und Bösensell zu einem ersten Gottesdienst, bei dem die liturgischen Gegenstände gewidmet wurden.

Bei strahlendem Sonnenschein wurden die etwa 70 geladenen Gäste am 26. März vor dem neu errichteten Philipp-Nicolai-Haus in Roxel mit festlichen Posaunenchorklänge begrüßt. Ehe das Haus betreten wurde, erfolgte die offizielle Schlüsselübergabe im Freien. Investor und Bauherr Thomas Vennemann übergab den Schlüssel im Beisein von Superintendent Holger Erdmann, Pfarrer Andreas Hirschberg und der landeskirchlichen Baurätin Dörte Lippold an die evangelische Kirchengemeinde. Symbolisch öffnete daraufhin Veit Müller, Presbyter der evangelischen Kirchengemeinde Roxel mit Albachten und Bösensell, die Tür. Beim Eintreten und erstmaligem Wahrnehmen des Innenraums konnte unter den Gästen ein Staunen und Raunen wahrgenommen werden: Der helle Kirchraum überzeugte. Der Raum versprüht eine ruhige und warme Atmosphäre, hinter dem schlichten Altar mit einem eingelassenen bronzenen Taufbecken dominiert eine Wand aus Eichenholz. Rechts und links wird diese gerahmt durch Teile der aufgearbeiteten blauen und weißen Fenster der vormaligen Nicolaikirche.

2019 war die Nicolaikirche abgerissen geworden, im Juni 2020 hatte an dieser Stelle der Spatenstich für den Neubau des Philipp-Nicolai-Hauses stattgefunden. Die Besonderheit des Neubaus liegt in seiner Multifunktionalität: Die neuen Gemeinderäume sind eingefasst in ein Mehrfamilienhaus. Neben dem Amtszimmer des Pfarrers und einer Küche bieten sie einen großen Gemeinderaum, der variabel nutzbar ist und auch als moderne Gottesdienststätte dient.

In einem Gottesdienst wurden die neuen Räumlichkeiten von Pfarrer Andreas Hirschberg geweiht. Superintendent Holger Erdmann übergab das Gebäude seiner Bestimmung: „Wir bitten Gott um seinen Segen für all das, was hier haupt- und ehrenamtlich getan wird.“ In seinem Grußwort betonte Erdmann die Bedeutung der feierlichen Inbesitznahme des Hauses. Wenn es nämlich in Psalm 26,8 heißt: „HERR, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnt.“, dann müsse diese Stätte in einem ersten Schritt liebgewonnen werden. In der Einweihung des Philipp-Nicolai-Hauses an diesem Tag liege jener Zauber des ersten Liebgewinnens. Erst einmal liebgewonnen, besäßen die Räumlichkeiten mit ihren vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten das Potenzial, zum viel und gern besuchten Gemeindezentrum zu werden: „Das Wort Treffpunkt steht ungeschrieben über dem Haus“. Realistisch bekannte Erdmann aber auch: „Wir setzen uns kleiner, weil wir kleiner werden.“ Mit der Errichtung des Philipp-Nicolai-Hauses verbunden war die Entscheidung, sich von der bisherigen Nicolaikirche zu trennen – ein Schritt, der nicht leichtfiel und manche bis heute schmerze. Erdmann dankte den Verantwortlichen für ihr Engagement über Jahre hinweg und bat um Versöhnung, wo Verbitterung herrscht.

„Ja, wir sind froh und stolz“, freute sich auch Pfarrer Hirschberg und stellte in seiner Predigt dar, worauf es ankommt: Nicht auf die Gestalt der Hülle, sondern auf den Inhalt. Jesus Christus sei dort, wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind – und das gelte auch bei „nur“ 2,70 m Deckenhöhe. Die Räume seien kleiner, moderner, finanzierbarer. „Es kommt darauf an, einen gottesdienstlichen Ort zu schaffen mit den Mitteln, die vorhanden sind.“ Die Räume im Philipp-Nicolai-Haus folgen daher menschlichen Maßen und sind multifunktional und variabel gestaltet. Der Pfarrer wünscht sich, dass sich hier Gemeindeleben auf ungeahnte Weise entwickeln kann. Ob Kinoabend mit Leinwand oder Krabbelgottesdienst auf beheiztem Parkett – die neuen Räumlichkeiten böten vielfältige Möglichkeiten. Einen besonderen Charme erkennt er in der baulichen Situation des Philipp-Nicolai-Hauses, weil die Gemeinderäume eingefasst sind in ein Mehrfamilienhaus. Wenn die gute Nachricht für Christinnen und Christen lautet, dass Gott unter den Menschen wohnen will, dann realisiere sich im Philipp-Nicolai-Haus in Roxel das Zusammenwohnen von Gott und Mensch symbolisch.

Besonderer Dank galt Veit Müller, der den Prozess des Neubaus als Presbyter der Kirchengemeinde und Vertreter des Bauteams mit großer Detailkenntnis und außerordentlichem Engagement begleitet hat. Investor und Bauherr Thomas Vennemann dankte der Kirchengemeinde für die gute Zusammenarbeit. Die landeskirchliche Baurätin Dörte Lippold betonte die Besonderheit eines solch modernen sakralen Raums. Innenarchitekt Christian Pohl freute sich über die erfolgreiche Bewältigung der Herausforderung, eine „schallakustischen Eierschale“ zu schaffen, sodass auch akustisch gottesdienstliches Leben unterhalb der Mietwohnungen möglich ist.

Im ersten Gemeindegottesdienst am 27. März wurden einzeln das Lesepult (Ambo), das Lektionar sowie Kelch und Patene für das Abendmahl an die vorgesehenen Plätze gebracht. Es sei der Kirchengemeinde wichtig gewesen, aus der guten Vergangenheit in der Nicolaikirche etwas mitzunehmen, was sich in die neuen Räumlichkeiten einfügt, sagte Pfarrer Hirschberg. Realisiert wurde dieses Anliegen etwa durch Integration der blauen Glasfenster und etlicher Kunstwerke des Roxeler Künstlers Rudolf Breilmann, der der Gemeinde sehr verbunden war. Auf besondere Art symbolisiert eine Sitzbank vor dem Eingang des Philipp-Nicolai-Hauses eine Verbundenheit mit der Vergangenheit: Die Bank hatte früher vor der Nicolaikirche gestanden und dort zum Verweilen nach dem Gottesdienstbesuch eingeladen – nun lockt sie an alter Stelle vor neuer Kulisse.