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Pantomime Christoph Gilsbach mit der virtuellen Sinfonie „Völkerwallfahrt“ in Kloster Bentlage

Christoph Gilsbach inszenierte in seiner Pantomime Szenen mit dem Tod. Foto: Elvira Meisel-Kemper

„Und der Herr wird auf diesem Berg die Hülle wegnehmen, mit der alle Völker verhüllt sind…“ – Unter diesem biblischen Zitat fand das Kunst- und Kulturprojekt „Mahl der Völker“, das in Kooperation mit den Evangelischen Kirchenkreisen Münster, Tecklenburg und Steinfurt-Coesfeld-Borken in Kloster Bentlage in Rheine stattfand, seinen würdevollen und absolut eindrucksvollen Abschluss. Passend zum Trauermonat November trat im Festsaal des ehemaligen Klosters der Pantomime Christoph Gilsbach auf zur Musik der „Völkerwallfahrt“. Die Gesamtleitung des Abends hatte Prof. Dr. Norbert Ammermann, Kulturbeauftragter im Kirchenkreis Tecklenburg.

Zur dreiteiligen virtuellen Sinfonie „Völkerwallfahrt“, gespielt vom Klangkörper des Orchesters Boston, geschrieben für großes Orchester, ausgefeiltem Schlagwerk und vier Singstimmen knüpfte die Musik an Pfingstlieder an. Im Grunde war es der Bibeltext Jesaja 25, 6-8, der dem Ganzen zugrunde lag. Aber auch ohne diese Hintergrundinformationen konnten die Besucher im abgedunkelten Festsaal zusätzlich eine ganz andere Botschaft herauslesen.

Vor dem Kamin des Festsaals saß eine Figur als leere Hülle in Ausformung einer menschlichen Figur in einem langen, wallenden silbrig glänzenden Gewand. Bewundernswert einfühlsam reagierte die eingespielte Musik darauf. Es tröpfelte buchstäblich in manchen Passagen und steigerte sich dann zu bedrohlichen Klangvolumina. Und dann erschien Gilsbach mit weißgeschminktem Gesicht und in weißer Kleidung. Seine Gestik, seine Mimik und seine Körpersprache waren so „sprechend“, dass jeder diesen drei Geschichten, die um den Tod kreisten, folgen konnte.

In der ersten Szene hielt der Pantomime ein kleines Kind im Arm, das starb. Letztlich legte er es dem Tod in den Arm, haderte aber mit sich, mit dem Tod und mit dem Gott im Himmel, wie der immer wieder erhobene Zeigefinger und der Blick nach oben signalisierten. In der zweiten Szene, nachdem der 2. Satz, eingeleitet durch ein kräftiges Solo des Flügelhorns, verklungen war, tauchte Gilsbach mit einer Clownsnase auf. Frei nach dem Jesaja-Text „Zieh ein zu deinen Toren, sei meines Herzens Gast“, freundete er sich mit dem Tod an. Am Ende tanzte er mit dem Tod nach den Klavierklängen von Ammermann.

Immer wieder forderte er die wenigen Besucher auf, am Pantomimenspiel teilzunehmen. Auch diese Gesten waren sehr „sprechend“. Mal umgarnte er eine Frau im Publikum, machte ihr – gestisch und mimisch – Komplimente über ihr gutes Aussehen. Aber diese charmante Anwerbung half nichts. Auch beim eigentlichen „Völkermahl“ im dritten Akt nahm kein Besucher die Aufforderung an, mitzumachen und sich an den gedachten Tisch zu setzen. Der Tod blieb sein einziger „Gast“ am unsichtbaren Tisch. Und dann erklang zum Abschluss der dritte Satz der „Völkerwallfahrt“ unter der Überschrift „In dir ist Freude, in allem Leide, oh du süßer Jesus Christ“.

Text: Elvira-Meisel-Kemper